Einkochfieber

Im Sommer überkommt uns oftmals eine besondere Krankheit: das Einkochfieber.
Marmelade, Konfitüre, Sirup… wer von uns liebt nicht diese sommerlichen Genüsse.
Immer wieder stelle ich mit Erstaunen fest, dass es zu diesem Thema viele verbreitete „Unarten“ gibt… Ich möchte hier ein paar Punkte zum Nachdenken zusammenstellen (das ist nicht als „Kritik“ gedacht, sondern soll eine Anregung darstellen!):

Es beginnt oft damit, dass man nicht genügend frische Gläser zur Verfügung hat und auf bereits gebrauchte zurückgreifen muss. Da klebt beispielsweise noch ein Etikett von den Gurkerln drauf – das Glas wurde rasch ausgewaschen (Geruchsprobe: es riecht nicht mehr nach Gurkerln, also geht’s) – also anfüllen mit der köstlichen Marillenmarmelade. Nur leider: es klebt ja noch das Gurkerletikett drauf. Wir überklebens also schnell mit einem Etikett, auf den wir mit normalem Stift „Marillen 2014“ draufgeschrieben haben.
Dann wird das Glas auf den Kopf gestellt, wir wollen ja schließlich wissen – was eigentlich? Ob es ausrinnt? (Diese Antwort habe ich zumeist auf meine Frage hin erhalten…)
Und schon haben wir mit einem Arbeitsgang alles dazu getan, dass im schlimmsten Fall die ganze Arbeit umsonst war…

Warum war die Arbeit umsonst?

1.) Wir haben das Gurkerlglas zwar ausgewaschen, aber nicht sterilisiert. Das sollte man zumindest durch simples Auskochen mit Wasser tun, oder auch im 100° C heißen Backrohr für 10 Minuten (einfacher gehts ja wirklich nicht!). Wenn wir die Gläser – übrigens auch die neuen! – nicht sterilisieren, so kann unser Einmachgut schon aus diesem Grund heraus verderben.

2.) Wir haben vielleicht den Deckel des Glases vergessen – auch der Deckel gehört nicht nur gewaschen, sondern genauso sterilisiert.
Ich schwenke übrigens das Glas und den Deckel immer mit etwas Rum, Wodka oder Cognac aus – wie wir ja alle wissen: Alkohol wirkt zusätzlich ebenfalls desinfizierend :-).

3.) Das alte Etikett – nichts Grauslicheres als ein (vermutlich teilweise abgewaschenes) altes Etikett auf einem neuen Produkt! Wie löst man so ein Pickerl am besten? Mit Waschen geht’s oft nicht. Also sollte man es mit einer Klinge entfernen und die Klebereste dann mit Wundbenzin abrubbeln. Das macht man halt VOR dem Neubefüllen!

4.) Und wie ist das mit dem Auf-den-Kopf-Stellen des Glases? Unnötig! Wenn der Deckel nicht schließt, dann hab ich die ganze Soße über der Arbeitsfläche verteilt. Man bemerkt normalerweise beim Zudrehen, ob der Deckel gut aufsitzt. Und wenn das Glas neu ist, nehme ich das doch mal an. Ist das Glas bereits gebraucht, auch kein Problem: schauen Sie sich einfach an, ob Sie irgendeine Delle am Deckelrand finden: dann ist er meist nicht mehr zu gebrauchen.
Durch das Umdrehen des Glases patzen Sie lediglich den Deckel innen an, eine mögliche Keimzelle für Schimmel ist automatisch gelegt…
Außerdem: im Glas bildet sich – wenn Sie es gleich nach dem Einfüllen der HEISSEN Marmelade verschließen – ein Vakuum. Sie können nach dem Abkühlen das Glas dann nicht einfach öffnen, sondern Sie benötigen einen kleinen Kraftaufwand. Ist das Glas nicht dicht verschlossen, so geht der Deckel ohne Kraft ganz leicht ab. Also…

Freuen Sie sich an Ihrer selbstgekochten Marmelade, Ihrem selbst hergestellten Sirup (das oben Gesagte gilt natürlich auch dafür…) in einem sauberen Glas mit einem netten Etikett!