Schlagwort: nase

Vom Duft

Der Duft der Dinge ist die Sehnsucht,
die sie in uns nach sich erwecken.
(Christian Morgenstern)

Wir Menschen haben ja immer schon versucht, Düfte für uns – und oftmals nur für uns selbst – einzufangen und zu konservieren. Das ist oftmals misslungen! Vielfach kam anstelle des Duftes, der so begehrt wurde, bei all den Versuchen entweder gar nichts heraus oder es stank oder der eingefangene Duft war so schwach, dass er kaum zu erschnuppern war.

Dennoch: das Begehren blieb und im Laufe der Zeit gelang es schließlich ja auch, einzelne ätherische Öle aus den Pflanzen zu gewinnen – sei es durch Enfleurage, Destillation oder Extraktion.
Das alles wissen wir. Aber haben Sie es schon einmal für sich selbst versucht, diesen – ja  d e n  einzig wahren – Duft einer Pflanze für sich zu konservieren und im Gedächtnis zu behalten?

Das kann man üben. Ja wirklich! Es ist auch gar nicht besonders schwierig, aber man muss sich dabei auf die eine besondere Pflanze und ihren Duft einlassen.
Das funktioniert am besten mit einer kleinen Meditation. Uh – schon wieder sowas von Stillsitzen und Ruhe geben… (ich höre Sie förmlich aufseufzen!)

Also Stillsitzen müssen Sie nicht unbedingt. Ruhe geben schon. Denn sonst ist die Konzentration futsch. Ich empfehle Ihnen also, ein stilles und angenehmes Plätzchen aufzusuchen, die Pflanze Ihres Duft-Begehrens entweder im Topf mitzunehmen oder in gepflücktem Zustand (Achtung: der Duft kann sich durch’s Abpflücken in Nuancen verändern!) und sich in stiller Betrachtung erst einmal ihrem Aussehen zu widmen.

Sie wissen genau, wie Ihre Pflanze aussieht? Machen Sie die Augen zu und versuchen Sie, die Pflanze in Gedanken zu visualisieren. Wie ist die Blüte beschaffen, wie sieht der Stängel, wie das Blattwerk aus? Und jetzt der Duft: oh, geht noch nicht? Dann schnuppern Sie doch mal richtig!
Übrigens: wenn man nur „normal“ ein- und ausatmet, kommen lediglich ca. 2 % des Duftes an Ihre Riechschleimhaut! „Schnüffelt“ man, so gelangen ca. 25 % des vorhandenen Duftes dorthin. Also: schnüffeln!

Wenn Sie das einige Male tun – Pflanze genau ansehen, meditativ visualisieren und Duft inhalieren – dann werden Sie diesen Duft wohl immer mit Ihrer Erwählten assoziieren! Keine Frage: Sie haben den Duft in Ihrem Limbischen System gespeichert! Ab jetzt ist er unauslöschlich für Sie konserviert…

Ähnlich verhält es sich mit Landschaften… denken Sie nur an den Duft des Meeres, den Geruch einer Moorlandschaft, die herbe Luft einer Bergwiese…

Viel Spaß beim Ausprobieren!

 

 

Dufte Düfte

Wenn wir atmen, riechen wir.

Die beiden Nasenhöhlen sind durch die Nasenscheidewand (Septum) voneinander getrennt. Jede Nasenhöhle ist mit Schleimhaut ausgekleidet, die vor allem zum Erwärmen,  Befeuchten und Reinigen der Atemluft dient. In jeder Nasenhöhle liegen drei muschelartige Gebilde übereinander, um möglichst viele Geruchseindrücke aufnehmen zu können. Das oberste muschelartige Gebilde – es liegt ganz unter dem Nasendach – beinhaltet die Riechsinnszellen. Diese Riechschleimhaut ist beim Menschen beidseitig der Nase jeweils so groß wie eine Euromünze.  Auf diesen ca. 20-30 Millionen Zellen sitzen jeweils Büschel mit ca. 6 – 8 Flimmerhärchen, die auf ihrer Oberseite Rezeptoren tragen. In jeden dieser Rezeptoren passen bestimmte Duftmoleküle hinein. Hier liegt das Zentralnervensystem offen (die einzige Stelle im Körper, wo das so ist.).  Von dort geht es weiter über die Rezeptoren durch die Siebbeinplatte zum Riechbeinkolben. Durch chemische und elektrische Reize werden die Duftmoleküle ins Limbische System weitergeleitet.

Das Limbische System

Unser Limbisches System ist erstaunlicherweise in der Lage, auch wenn wir „nur“ 350 verschiedene Riechrezeptoren haben, mehrere Tausend fremde Moleküle voneinander zu differenzieren. Die maximale Empfindlichkeit einer einzelnen Riechzelle ist in der Lage, nur einige wenige Duftstoffmoleküle zu erkennen. Daher haben sich in unserem Riechorgan unglaubliche 30 Millionen (!) davon entwickelt.

Die Wirkung der Düfte

Die Wirkung der Düfte kann mit Hilfe des EEG’s (Elektro-Enzephalogramms) aufgrund der Reaktionen des Gehirns dargestellt werden. Manche Düfte wirken entspannend und fördern die Alpha-Wellen des Gehirns, einige andere wirken anregend und fördern die Beta-Wellen.

Je nach der Intensität der jeweiligen Düfte werden Botenstoffe und Hormone zur Bildung angeregt.

Einen großen Einfluß auf die Wahrnehmung der Düfte hat der Kalziumgehalt der Nasenschleimhaut. Ist die Kalziumkonzentration niedrig, werden die ätherischen Öle intensiver gerochen, viel Kalzium blockiert den Riechkanal und die Öle werden kaum wahrgenommen. „Diesem Mechanismus und der Fähigkeit, dass Kalzium diesen Kanal blockieren kann, ist auch dem Phänomen der Adaption zuzuschreiben. Wir nehmen einen Geruch in einem Raum, egal ob angenehm oder übel, nur für kurze Zeit, circa sieben bis zehn Minuten wahr und riechen ihn danach nicht mehr.[1]

Der Schleim auf der Riechschleimhaut besteht vor allem aus einer hochgesättigten Lösung von speziellen Proteinen. Die olfaktorischen Bindeproteine, so vermutet man, sind wahrscheinlich am Transport der Duftstoffe zu den Sinneszellen mit beteiligt. Diese über 100 verschiedenen Bindeproteine passen jeweils zu einer bestimmten Gruppe von Duftstoffen. Der Schleimfilm erneuert sich in der Regel etwa einmal monatlich.

Sobald jedoch durch z.B. eine Erkältung der Nasenschleim verändert wird, werden im Zuviel des Schleims die Sinneseindrücke nahezu „begraben“. Ist die Nase zu trocken, so verkrustet das Naseninnere. D.h. nur dann, wenn unsere Nase gerade „richtig“ feucht ist, können wir optimal Düfte erschnuppern.

Erinnerungen

Unser Gehirn wird nun aufgefordert, den Duft mit einem Erlebnis, einer Erinnerung, einem Gegenstand in Verbindung zu bringen. Wir lernen, wenn wir nur einen Teil eines Geruchs erschnuppern können, mit der Erinnerung den Rest des Geruchs zu ergänzen.


[1] Ingeborg Stadelmann, 2001, S.30