Kategorie: Kräuterheilkunde

Hier finden Sie eine Sammlung von Artikeln und Informationen rund um Aromakunde, Geologie, Natur- und Landschaft, Lebensräume, Kräuterheilkunde. Neue Beiträge finden Sie auf meiner Seite www.kleindienst-john.at.

Hinweis in eigener Sache:
Sie finden hier Beiträge, die sich auf persönliche Erfahrungen mit Düften und Kräutern beziehen. Die Artikel verstehen sich keinesfalls als Ersatz für eine medizinische oder physiotherapeutische Beratung oder Behandlung. Ein Besuch beim Arzt Ihres Vertrauens, bei Ihrem Physiotherapeuten, Ihrem Masseur oder auch Ihrem Apotheker kann dadurch nicht ersetzt werden.

Die in den Beiträgen angeführten Rezepturen stellen lediglich Beispiele dar und können eine persönliche Beratung nicht ersetzen. Eine fachkundige Beratung und Betreuung ist auch auf dem Gebiet der ätherischen Öle und Kräuter immer eine persönliche Angelegenheit. Sollten Sie die vorgestellten Rezepte anwenden, so liegt das in Ihrem eigenen Verantwortungsbereich. Wir übernehmen dafür keine wie auch immer geartete Haftung!

Doldenblütler

Viele Doldenblütler können wir in der Aromatherapie sehr gut nutzen. Die für mich wichtigsten davon möchte ich hier kurz streifen. Vielleicht ist es auch für Dich/Sie eine Anregung, sich mit diesen wunderbaren Pflanzen und ihren Heilkräften näher auseinander zu setzen…

Angelikawurzel (und -samen) – (Erz-)Engelwurz

Angelica archangelica
Das erste Mal, dass mir die Mächtigkeit einer Angelika-Pflanze so richtig bewußt wurde, war vor etwa 12 Jahren in Rottal. Da stand ich plötzlich in einem richtigen „Wald“ aus Angelika-Pflanzen und konnte nur noch staunen: die waren doch tatsächlich über 2 m hoch! Ich kannte Angelika bis dahin nur in Form der Wald-Angelika (Angelica sylvestris), die wesentlich niedriger wächst.

Ursprünglich stammt die Angelika aus dem hohen Norden. Heute noch findet man große Bestände in Island. Hier sind sie oftmals die ersten Pflanzen, die sich aus dem Basalt der Vulkane herauswagen. Die mehrjährige Pflanze (zwei- bis vierjährig) ist großwüchsig, behaart, hat farnartige Blätter und weiße Blütendolden. Sie stirbt nach einmaligem Blühen und Fruchten ab. Sie hat im Stamm einen gelblich-weißen Milchsaft. Der Stengel ist fein gerillt, manchmal rotbraun angelaufen und röhrenförmig mit Mark. Die unteren Laubblätter der Angelika sind oft bis zu 90 cm lang, die oberen Blätter sitzen auf sehr großen, sackartig aufgeblasenen anliegenden Scheiden. Die Dolden der Angelika sind halbkugelig mit zwanzig bis vierzig Strahlen. Die Blüten duften stark aromatisch.
Die Früchte der Angelika werden ca. 5 – 8 mm lang und sind vom Rücken her zusammengedrückt. Blütezeit der Angelika ist Juni bis Juli.

Das ätherische Öl

Das ätherische Öl der Angelikawurzel wird durch Destillation gewonnen. Es duftet fein und balsamisch und enthält ca. 75-90% Monoterpene, weiters Monoterpenole, Sesquiterpene, Sesquiterpenole, Diterpenole, Ester, Furocumarine und Cumarine, außerdem kommen noch Spuren von Ketonen darin vor.
Für ca. 1 kg des ätherischen Öls (man spricht bei Ölen im Fachjargon immer im kg-Maß und nicht von Litern) benötigt man ungefähr 300 kg getrocknete und gereinigte Wurzeln. (Auch für das Öl aus den Samen werden pro kg ätherischen Öls ca. 300 kg Material benötigt.)
Der Name „Angelica archangelica“ bedeutet „Die Erzengelartige“.
Unser ätherisches Öl verwenden wir vor allem wegen seiner aufbauenden, stärkenden Wirkung. Weitere Anwendungsmöglichkeiten finden sich bei Hautreizungen, Schuppenflechte, Hautentzündungen. Und es hilft bei Husten (in Form eines Brustbalsams beispielsweise), gegen Bronchitis, aber es ist auch einsetzbar bei Magenverstimmungen (Reisekrankheit!), Migräne, Rheumatismus und Gicht.

Angelika-Hydrolat

Ich schätze auch das Angelika-Hydrolat sehr, das interessanterweise mehr Ketone enthält, als das ätherische Öl. Es wirkt sehr beruhigend bei Stress und verhilft zu einem ruhigen Schlaf, wenn man es beispielsweise als Airspray im Schlafzimmer verwendet.

Therapeutisch werden Präparate aus Engelwurz in der Phytotherapie bei Entzündungen eingesetzt, bei Verdauungsschwäche, aber auch bei psychogenen Bauchschmerzen (beispielsweise durch Heimweh).
Angelika wirkt als „Ginseng des Nordens“. Dort hat man Angelika auch als Gemüse zu sich genommen.

Angelika-Samen und Angelika-Wurzel zum Räuchern

Angelikasamen – und auch die getrocknete Wurzel – verwende ich sehr gerne zum Räuchern. Dabei vereinigt der aufsteigende Rauch das Licht und die Dunkelheit vor allem im Winter, wenn uns das innere Gleichgewicht abhanden gekommen ist.

Fenchel

Viele der Doldenblütler, die wir in der Aromatherapie verwenden, haben ähnliche Grundzüge in ihrer Anwendung. Schauen wir uns einmal den

Süßen Fenchel (Foeniculum dulce) an.

Allerdings: hier werden lediglich die Samen destilliert und nicht die Wurzel. Der Duft des ätherischen Öls ist lieblich und süß und erinnert auch ein wenig an Anis. Die Inhaltsstoffe unterscheiden sich von jenen der Angelika, hier liegt der Hauptanteil bei den Ethern (Trans-Anethol bis zu 70%), die Monoterpene sind um vieles geringer vertreten (nur ca. 15-30%), dafür finden sich Aldehyde, Oxide, Monoterpenole und Ketone.

Fenchel ist eine mehrjährige Pflanze und wird 1,5 m bis zu 2 m hoch, mit gelben Blüten. Wurzel fleischig und spindelförmig. Stengel rund, fein gerillt und markig. Die Blattscheiden haben an der Spitze mützenförmige Öhrchen. Blätter drei- bis mehrfach gefiedert. Die Dolden können bis zu 15 cm Durchmesser erreichen (10- bis 20-strahlige Dolden). Blütezeit: im ersten Jahr von Juli bis Oktober, im zweiten Jahr ab Juni.
Die Früchte (bräunlich-grüne Spaltfrüchte, ca. 4 – 10 mm lang, mit braunen Ölstriemen, stark gewölbt) werden nach der Reife im September und Oktober gesammelt. Sie enthalten zwischen 2 und 6% ätherisches Öl.

Fenchel war bereits im Altertum als Heil- und Gewürzpflanze überall bekannt und wird bei Hippokrates und Paracelsus gegen vielerlei Beschwerden empfohlen. Er gilt als uraltes Heilmittel, das Langlebigkeit, Mut und Stärke verleihen soll.

Fenchel hat drei Unterarten:

Gewürz- oder Arzneifenchel (Foeniculum vulgare var. dulce) – das ist jener, den wir auch in der Aromakultur verwenden,
Gemüsefenchel (Foeniculum vulgare var. azoricum)
Bitterfenchel (Foeniculum vulgare var. vulgare) – er ist für Aroma-Arbeit nicht unbedingt gut geeignet.

Unser süßes Fenchelöl wirkt auf den Menstruationszyklus ein, es kann prämenstruelle Probleme lindern, aber auch Wechselbeschwerden werden reduziert. Vorsicht ist in der Schwangerschaft geboten, denn das Öl wirkt milchbildend, was in der ersten Schwangerschaftshälfte als nicht angenehm empfunden wird. Ebenso sollte es aus diesem Grund nicht bei Brustkrebspatientinnen eingesetzt werden.
Seine geburtserleichternde Wirkung ist bei den Hebammen bekannt. Auf die Lunge wirkt es sich positiv aus, sollte man unter Husten oder Bronchitis leiden. Und eine der wichtigsten Anwendungen des ätherischen Öls ist wohl bei Blähungen für eine sanfte Bauchmassage.
Auch Fenchelöl wirkt sich gut auf die Nerven aus. Es kann die Psyche ausgleichen, ermutigt und beruhigt.
Fenchelöl hat antibakterielle Eigenschaften und regt die Durchblutung an.

Fenchel-Hydrolat

verwende ich sehr gerne zum Brotbacken. Ich setze damit meinen Sauerteig an. Sie könnten es aber auch beispielsweise für ein Cellulitis-Gel einsetzen (es strafft das Bindegewebe).

Cellulite-Gel
10 ml Wodka oder kosmetisches Basiswasser (= vergällter Alkohol)
1 Messerspitze Xanthan
40 ml Fenchel-Hydrolat
10 Tropfen Aloe-Vera 10fach-Konzentrat
5 ml D-Panthenol
1 Tropfen Fenchel süß (ätherisches Öl)
6 Tropfen Grapefruit
4 Tropfen Ho-Blatt (alternativ: Linaloe-Holz)
Wodka mit Xanthan vermischen, Aloe-Vera, D-Panthenol und ätherische Öle einrühren, mit Hydrolat aufgießen.

 

 

Tinkturen

Ich setze gerne Tinkturen an. So manche von ihnen kann man ja schließlich immer gut gebrauchen…
Welche Tinkturen sind aber für eine Hausapotheke empfehlenswert? In meiner kleinen Kräuterapotheke stehen folgende für den familiären Gebrauch bereit:

Mutterkraut-Tinktur:
tropfenweise eingenommen hilft sie gegen Migräne-Anfälle oder bei starken Kopfschmerzen.
Arnika-Tinktur:
wirkt abschwellend – für Kompressen immer mit Wasser verdünnt
Beifuß-Tinktur:
regt die Gallenflüssigkeit und den Magensaft an, wirkt auch stark durchwärmend und ist eine Hilfe gegen Menstruationsbeschwerden.
Lavendel-Tinktur:
Hilfe gegen Kopfschmerzen (äußerlich: Nacken und Schläfen einreiben)
Pfefferminz-Tinktur:
bei Blähungen, aber auch gegen Übelkeit, ich verwende sie aber auch gerne im Mundwasser…
Gänseblümchen-Tinktur:
kann gute Hilfe leisten, wenn man eine kleine Verletzung verarzten möchte.

Die oben genannten sind nur eine kleine Liste der von mir geschätzten Tinkturen. Wenn Sie noch nie eine hergestellt haben – nichts leichter als das!

Herstellung von Tinkturen:

Eine Tinktur ist der alkoholische Auszug von Heilpflanzen, wobei man ca. 50 g Droge (also Pflanzenmaterial) mit 450 g Alkohol (wenn möglich 70%ig) übergießt. Die Pflanzenteile sollten unbedingt etwas zerkleinert werden. Dann gibt man sie in ein sauberes Gefäß mit Schraubverschluß (oder ein Apothekerglas mit eingeschliffenem Deckel). Füllen Sie das Gefäß unbedingt bis zum Rand mit dem Alkohol. Ich schüttle es täglich einmal durch, um die entsprechenden Inhaltsstoffe besser zu lösen.
Das Glas wird normalerweise nicht in die pralle Sonne gestellt zum Reifen, allerdings sollte es warm stehen. Nach 3 – 5 Wochen filtern Sie dann die Tinktur ab und füllen sie in dunkle Fläschchen zum Aufbewahren. Nun sollte die Tinktur noch ein wenig nachreifen dürfen.
Man verwendet Tinkturen zur Einnahme immer nur tropfenweise (bis zu 3 x täglich nimmt man 5 – 10 Tropfen ein).

Bitte beachten Sie, dass die obenstehenden Tinkturen und ihre Anwendungsmöglichkeiten von mir nach bestem Wissen und Gewissen ausgewählt wurden. Sie verstehen sich als komplementäre – also ergänzende – Anwendungen und sind von mir selbst erprobt worden. Sie können aber weder eine ärztliche Diagnose noch eine medizinische Behandlung ersetzen! Im Zweifelsfalle wenden Sie sich bitte unbedingt an Ihren Arzt!

Pollenflug und Bienenwachs

Frühling ist’s und die Pollen fliegen wieder heftig… Leider nicht so viele Bienen, wie wir es uns wünschen würden, aber es ist ja noch relativ früh, auch wenn der Frühling gerade begonnen hat.

Zeit also, sich ein wenig mit dem kosmetischen Rohstoff Bienenwachs zu beschäftigen!
Viele Menschen, die eine Pollenallergie haben, haben’s nämlich mit Naturkosmetik, in der Bienenwachs verarbeitet wird, nicht ganz leicht. Denn auch durch Bienenwachs kann es eventuell in diesem Fall zu einer allergischen Reaktion kommen. Das ist zwar nicht zwingend so, aber darüber nachdenken kann ja nicht schaden!

Bienenwachs erhalten Sie im guten Fachhandel als Cera alba (= gebleichtes Bienenwachs) oder als Cera flava (= ungebleichtes Bienenwachs). Gebleichtes Bienenwachs ist weiß oder hell-creme-farbig, ungebleichtes in sattem Gelb.

Was ist eigentlich Bienenwachs? Genaugenommen ist es ein Stoffwechselprodukt der Honigbienen. Die Bienen produzieren mit ihren Wachsdrüsen (ja, sowas haben die) das Wachs, das sie dann zu kleinen Plättchen formen. Daraus bauen sie kunstvoll ihre Waben. Und die Waben dienen dem Bienenvolk als Kinder- und Wohnstube, aber auch als Vorratskammer.
Bienenwachs besteht zu ca. 70 % aus einem Gemisch von komplexen Wachsestern, aus Fettsäuren und Hydroxyfettsäuren (ca. 13-14 %), sowie aus ca. 10 – 14% Kohlenwasserstoffen. Außerdem beinhaltet es Provitamin A und Propolis – ideale Stoffe für die Hautpflege!
Bienenwachs wird als der am besten hautverträgliche Grundstoff für Cremes und Salben angesehen. Und nebenbei pflegt es die Haut.
Grundsätzlich wird dem Bienenwachs in der Naturheilkunde eine starke antiallergische Wirkung zugesprochen. Es beruhigt die Haut durch seine keimtötenden Inhaltsstoffe: die Haut wird besser durchblutet, weicher und fühlt sich angenehm geschmeidig an. Das ist besonders bei trockener und spröder Haut interessant.

Wie aber oben schon erwähnt: Pollenallergiker könnten dennoch auf Bienenwachs mit einer Hautaffektion reagieren, also bitte achtsam damit umgehen!

Der Schmelzpunkt von Bienenwachs liegt bei ca. 60 – 65° C. Am besten lässt es sich in einer Salbe oder Creme verarbeiten, wenn man es als ersten Bestandteil zum Schmelzen bringt. Nehmen Sie aber bitte nie zu viel davon, sonst tritt ein „stumpfes“ Hautgefühl auf. Ich verwende gerne als Co-Konsistenzgeber Sheabutter oder Kakaobutter dazu, dann ist unser Endprodukt ein wirklicher Hautschmeichler!

Übrigens: im Ägypten der Antike wurde – neben diversen Harzen – auch Bienenwachs zum Einbalsamieren der Verstorbenen verwendet. Die antibakterielle Wirkung des Bienenwachses war damals bereits bekannt.

Weitere Produkte aus Bienenwachs sind Ceralan, Gelee Royale, Honigessenz und Propolis. Finden Sie dazu Informatives im nächsten Newsletter (er erscheint in wenigen Tagen!) Anmeldung zum Newsletter gleich nebenan in der Seitenspalte…

Rosmarin

Auch der Rosmarin hat den Winter gut überstanden, und so kein ärgerer Frost vor der Tür steht, wird er uns auch heuer viele unserer Speisen verfeinern…

Rosmarin (Rosmarinus officinalis L.)

hat schon lange Bedeutung als Heil- und Würzpflanze. Seinen nadelförmigen Blättern entströmt ein intensiver, strengwürziger Duft, der beim Kochen noch intensiviert wird, beispielsweise zu Erdäpfelgerichten oder Fisch, aber auch für so manches Gemüsegericht ein Genuss!
Das immergrüne, aromatisch duftende Gewächs ist sehr wärmebedürftig und (leider) auch sehr frostempfindlich.
Im Mittelmeerraum kann Rosmarin bis zu 2 Meter hoch werden, in unseren Breiten wird man ihn am besten als Kübelpflanze kultivieren – in der kalten Jahreszeit gut geschützt im Freien bzw. an einem kühlen Platz im Haus kann er schon den Winter überdauern.

Botanisches

Der Rosmarin ist ein Lippenblütler (Lamiaceae). Die Pflanze hat kleine zarte Blüten, die zwischen den nadelartigen Blättern hervorlugen. Die Blüten wachsen – ebenso wie die Blätter – direkt am vierkantigen Stängel in kurzen, schraubigen Scheinquirlen.
Der Stängel ist flaumig behaart (das sieht man aber nur von der Nähe!). Die Blättchen sind gegenständig, ca. 2-3 cm lang und mit einer dicken Haut versehen. An ihrer Unterseite finden wir eine weiße, zart-filzige Behaarung.(Leider besitze ich kein so tolles Fotoobjektiv, um ein entsprechend gutes Bild davon machen zu können…:-) ).

Aber wenn man die Blätter angreift, so spürt man diese Behaarung – sie fühlen sich aber alles in allem aber zäh und ledrig an.
Rosmarin benötigt einen durchlässigen und trockenen Boden. Man sollte aber dennoch auch im Winter darauf achten, dass er genügend Feuchtigkeit erhält. Sonst kann es passieren, dass er im Frühling braun und unscheinbar – vertrocknet! – ist.

Nicht jede Sorte des Rosmarins ist winterhart – ein Anbau in größerem Stil ist nur in warmen Gebieten möglich. Geerntet wird er während oder nach der Blüte für die Destillation.
Rund um das Mittelmeer finden wir mehrere Arten: je nach Lage und Subklima bildet er verschiedene Chemotypen aus. Ebenso wie beim Thymian unterscheiden sich diese Chemotypen des Rosmarins in ihren Inhaltsstoffen teilweise sehr grundlegend. Wir verwenden in der Aromatherapie vor allem drei Typen in Form ätherischer Öle, Rosmarin ct. Cineol, Rosmarin ct. Kampfer und Rosmarin ct. Verbenon.

Altes Heilkraut

Der Rosmarin verdankt seinen Namen vermutlich den Römern, die ihn als „ros maris“ (= „Meerestau„) bezeichneten. Sie glaubten, dass der Tau, der sich nachts auf den Pflanzen niederschlägt, den würzigen Duft hervorrufe. Eine andere Ansicht meinte, der Name Rosmarin käme von „Ros“ (rhus) = Bäumchen und „marinus“ = zum Meer gehörend, also „Bäumchen am Meer„, kommen könnte.
In manchen Gegenden Europas heißt der Rosmarin auch „Weihrauchwurz“ oder „Kranzenkraut“ (das bezieht sich vermutlich auf die „Jungfernkränze“, die für eine Braut gewunden wurden).

Magisches Kraut

Rosmarin gilt seit Jahrtausenden als starkes Heilmittel, als „magisches Kraut„. In ägyptischen Pharaonengräbern fand man Rosmarinzweige als Grabbeigabe, im antiken Griechenland wurde Rosmarin „Libanotis“ (= Weihrauch) genannt und war dort der Aphrodite, der Göttin der Schönheit und Liebe, geweiht. Man verbrannte seine Zweige anstelle von echtem Weihrauch, der ja nur für die Oberschicht erschwinglich war. Demzufolge galt Rosmarin als „Weihrauch der Armen„.

Ophelia überreicht Hamlet bei Shakespeare unter anderem auch Rosmarin mit den Worten: Da ist Vergißmeinnicht, das ist zum Andenken: Ich bitte euch, liebes Herz, gedenkt meiner! Und da ist Rosmarin, das ist für die Treue…

Interessant ist, dass die Kraft des Rosmarins als Heilpflanze erst relativ spät entdeckt wurde. Man weiß, dass Dioskurides seine wärmende Eigenschaft erwähnt und auch dass eer bei Gelbsucht eingesetzt wurde. Aber das war bereits im ersten Jahrhundert nach Christi Geburt.

Wilder RosmarinRosmarin in der Geschichte

Benediktinermönche brachten den Rosmarin im Mittelalter gemeinsam mit dem Thymian über die Alpen. Und Karl der Große führt ihn in seinem Capitulare de Villis an. So fand er Eingang in die Klostergärten. Man entdeckte seine desinfizierende Wirkung und räucherte alsbald damit auch die Krankenstuben damit aus. Im Jahr 1348, als die Pest besonders stark wütete, wurde von den Ärzten und Badern Rosmarin eingesetzt, um sich selbst vor Ansteckung zu schützen.

Kurz zu den ätherischen Ölen der wichtigsten Chemotypen:

1.) Rosmarinus ct. 1,8-Cineol

Bei diesem Chemotyp liegt die Hauptwirkstoffgruppe einerseits bei 1,8-Cineol, einem Oxid, sowie andererseits bei Kampfer (Monoterpenketon).
Beide Inhaltsstoffe wirken äußerlich angewendet schmerzstillend und hemmen Entzündungsvorgänge, vor allem jene bei rheumatischen Beschwerden. Wegen des Oxidgehalts wird dieser Chemotyp auch gerne zur Behandlung von Erkrankungen der Atemwege eingesetzt. Das Abhusten wird gefördert, der Schleim löst sich besser, die Schleimhäute schwellen ab.

Die Inhaltsstoffe (Mittelwerte) von Rosmarin ct. cineol:

40 – 50 % Oxide (1,8-Cineol u.a.)
20 – 30 % Monoterpene (Pinen, Limonen, Camphen)
10 – 15 % Monoterpenketone (davon bis zu 12 % Borneon = Kampfer)
4 – 8 % Monoterpenole
4 – 5 % Sesquiterpene
ca. 1 % Ester

2.) Rosmarin ct. Kampfer (Borneon)

Dieses kampferartig duftende ätherische Öl stimuliert besonders das zentrale Nervensystem, Herz, Kreislauf und Atmung, wenn es in niedriger Dosierung aufgetragen wird oder in der Duftlampe Verwendung findet.
Verwendet man zu viel davon auf körperlicher Ebene, so kann der Blutdruck zuerst stark ansteigen und dann überraschend abfallen! Daher bitte achtsam einsetzen!
Die Anwendung hat sich besonders in Kombination mit Lavendel fein bewährt.
Wird es höher dosiert eingesetzt, so ist das Öl vor allem hilfreich bei Gelenksentzündungen und Muskelbeschwerden. Das Muskelgewebe wird entspannt und das Öl wirkt schmerzstillend.

Die Inhaltsstoffe von Rosmarin borneon:

ca. 30 % Monoterpenketone (vor allem Borneon)
25 – 40 % Monoterpene (Pinen, Camphen)
15 – 20 % Oxide (v.a. 1,8-Cineol)
5 – 7 % Monoterpenole (Borneol)
ca. 2 % Ester

CAVE!

Dieser Rosmarin ist unbedingt kontraindiziert bei Schwangeren und Kindern, denn der Anteil an Monoterpenketonen ist für diese Menschen zu hoch. Und: bei Bluthochdruck bitte auch nicht als Badezusatz verwenden!

3.) Rosmarin ct. Verbenon

Dieser Chemotyp des Rosmarins entfaltet seine Wirkung vor allem bei Einreibungen und bei Leberwickeln. In Verbindung mit einer Fastenkur wird die Effektivität eines Leberwickels durch dieses wertvolle Öl gesteigert.
Die Gallensekretion der Leberzellen wird angeregt, das ätherische Öl wirkt krampflösend auf die Gallenblase ein. Zusätzlich wird die Darmperistaltik angeregt… Die Störungen, denen Leber und Galle durch Stress, Ernährung und Veranlagung ausgesetzt sind, führen natürlich auch zu seelischen Verstimmungen.
Nach der Lehre der TCM ist die Leber „das Haus der Seele“. Und daher ist Rosmarin Verbenon das Mittel der Wahl, wenn es um Folgeerscheinungen nach Leberproblematik geht.

Die Inhaltsstoffe dieses Chemotyps:

45 – 54 % Monoterpene (Pinen, Camphen)
10 – 18 % Monoterpenketone (Verbenon, Borneon)
10 – 15 % Oxide (1,8 Cineol)
10 – 13 % Ester
5 – 10 % Monoterpenole (Borneol)
ca. 1 % Sesquiterpene
Dieser Rosmarin kann auch für Kinder ohne Bedenken eingesetzt werden.

Wollen Sie mehr über die Lippenblütler wissen?

Lesen Sie bitte auch meine Artikel über die Zitronenmelisse und den Thymian. Auch über den Lavendel finden Sie schon einiges auf meinem Blog. In Kürze gibt es noch weitere Steckbriefe…
Ein ausführliches Fortbildungsseminar zum Thema ist in Vorbereitung… Infos dazu erhalten Sie gerne, wenn Sie mir eine kurze Mitteilung über unser Kontaktformular zukommen lassen.

 

 

 

 

 

 

Zitronenmelisse, Rosmarin und andere Lippenblütler

Es ist schon so warm, obwohl es doch erst Februar ist, dass bereits die ersten Blättchen der Zitronenmelisse aus dem Boden lugen, der Rosmarin sich seines Lebens freut und auch so manch anderer Lippenblütler erste Lebenszeichen von sich gibt.
Zeit also, sich einmal mit der Überlebenskraft dieser Pflanzengruppe zu beschäftigen…

Die Lippenblütler

Die Zitronenmelisse mit ihrem wohlschmeckenden Blattwerk dient ja nicht nur zum Verfeinern von Speisen, sie schenkt uns auch ein hochwirksames ätherisches Öl und ein – meiner Meinung nach sogar noch besser einsetzbares Hydrolat.

Melisse

Schauen wir uns einmal den Steckbrief der Melissa officinalis L. an:
Lippenblütler (Familie Lamiaceae), ursprüngliche Herkunft Orient, später auch aus der Mittelmeerregion, Wuchshöhe zwischen 30 – 80 cm, kurze Bodenausläufer (das bedeutet, dass man sie im Kräuterbeet gut im Zaum halten muss, weil sie sich über diese Ausläufer gerne rasch vermehrt), ausdauernd. Ihre Blättchen haben einen würzig-zitronigen Duft. Blüten: weiß bis bläulich-weiß. Blütezeit zwischen Juli und August. Sehr wärmebedürftig (und darum umso erstaunlicher, dass die Blättchen bereits jetzt aus dem Boden herausklettern).
Das Kraut der Melisse enthält vor allem Rosmarinsäure (ein Labiatengerbstoff), aber auch Kaffeesäure und Chlorogensäure, ätherisches Öl (leider sehr wenig!), Bitterstoffe, Schleimstoffe, Glykoside, Saponine und Vitamin C.

Ätherisches Melissenöl

Das ätherische Öl der Melisse schwankt in seiner Zusammensetzung – abhängig von Witterung und Erntezeitpunkt, aber auch von der jeweiligen Bodenqualität. Die durchschnittlichen Werte zu den Inhaltsstoffen sind: 40 – 70 % Citral (das ist ein „Gemisch“ aus Geranial und Neral, chemisch ein Aldehyd), ca. 1 – 20 % Citronellal (Aldehyd), ca. 5 – 15 % β-Caryophyllen (Sesquiterpen), Linalool, Geraniol (beides Monoterpenole), Thymol u.a.m.

Melissenhydrolat

Das Melissen-Hydrolat enthält Aldehyde, Ketone und sollte einen pH-Wert zwischen 4,8 – 5,22 aufweisen. Und es ist unglaublich wirkungsvoll gegen Herpes-Viren.

Geschichte

Schon bei Pedanios Dioskurides (40-80 n.Chr.) wird die Pflanze erwähnt: „Melissophyllon“ („Bienenblatt„) nennt er sie und beschreibt sie als gutes Mittel zur Förderung der Menstruation. Empfohlen wird sie hier als Zusatz zum Sitzbad. Außerdem wurde der Melissentee als Mundspülwasser bei Zahnschmerzen verwendet. Auch Melissensaft mit Honig vermischt verwendete man damals bereits.
Im Mittelalter war sie als „Herzenströster“ bekannt, im „Hortus sanitatis“ („Gart der Gesundheit„) aus dem Jahr 1485 wurde sie besonders als „Frauenmittel“ hervorgehoben.

 

Auch heute noch hat die Melisse einen guten Ruf als Hilfe bei starken Gefühlsschwankungen und Alpträumen. Die nervenberuhigende Wirkung des ätherischen Öls ist wissenschaftlich anerkannt, besonders bei Menschen, die unter Stress und Schlaflosigkeit leiden, finden in der Melisse eine wertvolle Hilfe und Unterstützung.

Ich habe wohl selten ein so hilfreiches Hydrolat in Händen gehalten, wie das Melissen-Hydrolat. Man benötigt unglaubliche Mengen der Zitronenmelisse, um zumindest 1 ml ätherischen Öls zu erhalten. Aber es reicht auch schon eine kleine Menge an Pflanzenmaterial, wenn wir selbst destillieren, um das Hydrolat zu erhalten.

Die Produktion ist aufwändig!

Wieviel Melisse man benötigt, damit sich das Ergebnis für die ätherisch-Öl-Produktion wirklich lohnt, haben meine KursteilnehmerInnen und ich bereits mehrmals miterleben können: eine der wenigen Destillen im mitteleuropäischen Raum ist in Rottal in Bayern zu Hause. Hier werden kleine, feine Chargen ätherischen Öls von heimischen Pflanzen gewonnen. Unter anderem auch Melisse, die zwei- oder mehrmals im Jahr geerntet werden kann. Je nach vorangegangener Witterung enthält das Öl (und damit natürlich auch das Hydrolat) etwas unterschiedliche Wirkstoffe, allen ist aber eine tolle Pflegewirksamkeit gemeinsam. Melisse sollte sofort nach der Ernte verarbeitet werden.

DCF 1.0

Unser Hydrolat eignet sich wohl am besten zur Behandlung von Lippenherpes-Bläschen (Herpes labiales), wie ich aus meiner eigenen Familie zu berichten weiß: mein Schwager leidet immer wieder unter Fieberblasen-Attacken, die er normalerweise mit schwerem Medikamenten-Geschütz zu bekämpfen versuchte. Nun – eines Tages war es wieder einmal so weit, aber keine Salbe oder Creme, die von Nutzen sein konnte, war in Sicht. „Hast was für mich?“ war seine Frage an meine Nichte Uschi.
Und die – eine ausgebildete ärztlich geprüfte Aromatologin – drückte ihm ein Fläschchen Melissenhydrolat in die Hand mit der Anweisung, das Pflanzenwasser mehrmals täglich aufzutupfen. „Geh, und das soll helfen?“ „Ja, wirst es ja sehen…“ Und – es half! Seither verwendet er nichts anderes mehr gegen seine Fieberblasen…

Wo kann man das Melissenhydrolat aber noch anwenden: grundsätzlich ist es hervorragend für die Gesichtspflege geeignet. Es kann bei Augenbindehautentzündung helfen, beim wunden Baby-Po, bei müden schweren Beinen, es ist geeignet zur Heuschnupfenprophylaxe, macht der Schwangerschaftsübelkeit rasch ein Ende, hilft gegen Unruhe,  kann bei ADHS eingesetzt werden, reduziert aber z.B. auch Streß.

Als Hilfe bei empfindlicher, trockener, gestreßter und entzündeter Haut kann es gute Dienste leisten (Gesichtswasser z.B.).
Ich verwende es gerne auch als Badezusatz für mein Entspannungsbad. Es wirkt jedenfalls sehr beruhigend (also bitte abends einsetzen!).
Besonders gerne mag ich es, seit ich in der Menopause bin, weil es wirklich harmonisierend wirkt. Hier könnte man es auch sogar – bitte in verdünnter Form – als eine Art „Schlummertropfen“ zu sich nehmen. Eingenommen kann es auch entzündliche Darmerkrankungen und Magenkrämpfe lindern. Aber bitte: machen Sie das nur nach Rücksprache mit Ihrem Arzt!

Andere Lippenblütler

Sie wollen mehr über den Rosmarin, das Bohnenkraut, den Ysop und andere Lippenblütler lernen? In unseren Kursen erfahren Sie alles Wissenswerte darüber! Aber lesen Sie bitte auch meine Artikel über den Thymian oder jenen über den Rosmarin und seine Chemotypen hier auf dem Blog…

Eukalyptus oder Thymian?

Eukalyptus oder Thymian? – Diese Frage stellt sich ja immer, wenn es um Mischungen ätherischer Öle in der Winterzeit geht. Für wen ist Eukalyptus gut geeignet oder besser gar nicht?

In meinem Artikel in der Zeitschrift GARTEN + HAUS 1/2-2014 gehe ich dieser Frage nach.

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Winterbäume

 

Die Tanne (Edeltanne oder Weißtanne)

Die normale Tanne oder Weißtanne, die in unseren Breiten heimisch ist, heißt wissenschaftlich Abies alba. Die „Rot-Tanne“ oder Fichte dagegen heißt wissenschaftlich Picea. Beide gehören in die Familie der Kieferngewächse  (Pinaceae). Die Tannen (Abies) bilden eine eigene Gattung.

Es gibt etwa 50 Tannenarten, die alle nur auf der nördlichen Halbkugel der Erde vorkommen, in der südlichen Hälfte unseres Planeten gibt es keine Tannen.
Alle Nadelbäume der Gattung „Abies“ tragen ihre Blätter (= die Nadeln) direkt von den Ästen weg nur nach 2 Seiten, während die Bäume der Gattung Picea ihre Nadeln fast nach allen Seiten ihrer Zweige spreizen.
Die Zapfen der Gattung Abies stehen nach oben, während die Zapfen der Gattung Picea nach unten hängen. Tannen sind einhäusig aber getrenntgeschlechtlich, das heißt, es gibt weibliche und männliche Zapfen auf einem Baum.
Die Edel- oder Weißtanne ist in ihrem Bestand gefährdet, weil sie keine günstigen Bedingungen mehr für einen natürlichen Nachwuchs vorfindet. Unsere Welt hat sich verändert, sowohl von den forstwirtschaftlichen, als auch von Umwelt und klimatischen Bedingungen her.

Wenn es um den schönen Christbaum geht, geben die meisten Menschen einer Tanne gegenüber der Fichte den Vorzug. Warum das so ist? Als der Weihnachtsbaum sich allmählich in allen Schichten der Bevölkerung durchsetzte, das war erst gegen Mitte des 19. Jahrhunderts der Fall, war die Tanne offenbar wesentlich leichter zu beschaffen als eine Fichte. Die Fichte erlebte erst später durch die Aufforstung ihren Boom.

Aber es geht in diesem Blog natürlich auch um Düfte…

Die Inhaltsstoffe des ätherischen Weißtannen-Öls setzen sich so zusammen:
α-Pinen, Limonen und andere Monoterpene (insgesamt bis zu 95%), Sesquiterpene (ca. 2-3%), Monoterpenole, Ester (ca. 10%), Oxide. (Diese Angaben sind Durchschnittswerte!)
Dieses ätherische Öl – und natürlich auch die ätherischen Öle der anderen Nadelbäume – ist besonders im Winter für Schnupfennasen eine Wohltat! Bitte in der Duftlampe nur zart dosiert einsetzen!

Gegen Schnupfen hilft beispielsweise diese Duftlampenmischung:
4 Tropfen Weißtanne
2 Tropfen Zirbelkiefer
5 Tropfen Grapefruit
und davon – je nach Raumgröße – zwischen 3 und 5 Tropfen in die Duftlampe…

Hier noch ein Blick auf das ätherische Öl der Fichten: hier sind die Inhaltsstoffe etwas anders zusammengesetzt: ca. 10% Camphen (= ein Monoterpen), Pinen, Limonen und Phellandren (ebenfalls Monoterpene), ca. 40% Ester (vor allem Bornylacetat), sowie Diterpene.
Dieses ätherische Öl eignet sich ebenfalls zur Reinigung der Raumluft (Duftlampe, Airspray), es erfrischt wohltuend!

Der Weihnachtsbaum

Von allen den Bäumen jung und alt,
Von allen den Bäumen groß und klein,
Von allen in unserm ganzen Wald,
Was mag doch der allerschönste sein?
Der schönste von allen weit und breit
Das ist doch allein, wer zweifelt dran?
Der Baum, der da grünet allezeit,
Den heute mir bringt der Weihnachtsmann. 

Wenn Alles schon schläft in stiller Nacht,
Dann holet er ihn bei Sternenschein
Und schlüpfet, eh‘ einer sich’s gedacht,
Gar heimlich damit ins Haus hinein.
Dann schmückt er mit Lichtern jeden Zweig,
Hängt Kuchen und Nüss‘ und Äpfel dran:
So macht er uns Alle freudenreich,
Der liebe, der gute Weihnachtsmann.

August Heinrich Hoffmann von Fallersleben

Advent, Advent…

Advent, Advent, ein Lichtlein brennt… wer kennt nicht diesen Kinderreim!

Winterzeit ist Wendezeit. Je länger und je finsterer die Nächte gegen das Jahresende hin werden, desto stärker erscheinen Lichthoffnung und Lichterglaube. Es ist wohl auch deshalb kein Wundeer, dass gerade das Winterhalbjahr viel Brauchtum um Lichter und Kerzen mit sich bringt. Adventkranz, Lichterbaum, Sterne – bis hin zur Lichtmeßkerze: das Leuchten und Glänzen war und ist in dieser stillen Zeit allgegenwärtig!

Dem Licht und der Dunkelheit entsprechend finden wir auch die lichten und guten, aber auch die dunklen und bösen Gestalten in dieser Zeit – sei es der Heilige Nikolaus, seien es die Heiligen Drei Könige auf der einen Seite, die Perchten und Partln und Krampusse auf der anderen Seite.

Passend zur Backsaison habe ich für Sie hier ein altes Rezept für Anisbrot ausgegraben. Es stammt aus dem Büchlein „Die wirthschaftliche und geschickte Wiener Köchin“ aus dem Jahr 1858, erschienen in Wien:

Auf 18 Loth getrocknetes Mundmehl nimm 22 Loth Zucker und 12 Eier; schlage die Klar zu Schnee, mische die Dotter ebenfalls hinein, und treibe Alles gut ab, dann gib den Zucker dazu. Nachdem es durch eine halbe Stunde abgetrieben worden ist, gib das Mehl so wie den Anis hinein und gieße es in die länglichten Modeln, backe sie sehr langsam heraus, zerschneide sie dann messerrückenbreit, gib die Stückchen auf ein Blech, und lasse sie im Ofen trocknen.

Viel Vergnügen beim Ausprobieren und Verkosten!

PS: 1 Loth entspricht ca. 17,5 Gramm…

 

 

Pflanzen, Elemente und ätherische Öle

Ich beschäftige mich nun bereits seit gut 30 Jahren mit ätherischen Ölen, aber auch mit Pflanzen und – seit einigen Jahren nun auch mit den Elementen, die man den Pflanzen zuordnen kann.

Erde, Feuer, Wasser, Luft – jeder von uns ist mit diesen Elementen vertraut, jeder kennt die Namen der Elemente, und jeder von Ihnen könnte mir auf der Stelle ohne viel darüber nachdenken zu müssen, einige Eigenschaften dazu nennen. Ist es nicht so? In China verwendet man fünf Elemente (Erde, Wasser, Holz, Feuer und Metall) und auch zu diesen würden Ihnen sicherlich sofort einige Entsprechungen einfallen, ich bin mir sicher!

Aber haben Sie sich schon einmal darüber Gedanken gemacht, was die vier Elemente mit unseren Pflanzen zu tun haben könnten? In den letzten Jahren ist diese Frage immer wieder in meiner Welt aufgetaucht.

Was wollen mir die Pflanzen sagen? Diese Frage stellte ich mir, als ich mich mit der traditionellen Signaturenlehre zu beschäftigen begann. Dazu kam die Frage, warum Pflanzen zumeist nach den Planetensignaturen geordnet werden, nach ihrer Farbe, nach dem Geruch. Warum also nicht eigentlich auch nach den vier Elementen?

Meine Neugierde erwuchs: Wer waren eigentlich die ersten, die mit den Elementen „tanzten“? Bei der Beantwortung dieser Frage kam ich zuerst auf die alt-griechischen Philosophen. Der erste, der mir dazu auffiel, war Empedokles von Akragas (das ist das heutige Agrigent auf Sizilien). Seine Lehre besagte, dass die Elemente Feuer, Wasser und Luft vom vierten Element, der Erde, getragen werden. Dazu muss man sich vergegenwärtigen, dass Empedokles vermutlich von 495 bis 435 v. Chr. lebte, als man sich die Erde noch als eine Scheibe vorstellte… Nach seiner Meinung konnte man nur heilen, wenn man die Natur der Dinge erkennen und verstehen könnte. Interessant, dass wir heute wieder an diesem Punkt angelangt sind…

Platon, Aristoteles, Hippokrates, Dioskurides, Galenus – sie sind nur eine kleine Auswahl an Philosophen und Ärzten, die sich auf die Meinung von Empedokles stützten. Auf diese Ansätze bin ich dann zurückgegangen und habe versucht, einige Pflanzen einzuordnen. Einerseits nach der traditionellen Signaturenlehre, dann nach den vier Elementen, aber letztlich auch nach dem Prinzip von Yin und Yang.

Hier finden Sie einige Gedanken zum Element Erde:
Wo wachsen Erdpflanzen, in oder auf der Erde? Sind die Wurzeln der Pflanzen nicht alle in der Erde und müssen sie da nicht sowieso Erdpflanzen sein? So oder so ähnlich lauten oftmals die Fragen der Kinder, versucht man, ihnen die Elemente an Hand einer Pflanze zu erklären.
Natürlich, der Wuchs der Erdpflanzen ist oftmals niedrig und geduckt, sie haben zumeist festes Wurzelwerk, eine gute Verankerung, ausdauerndes Wachstum. Zurückhaltende Pflanzen, in vielen Fällen mit dunklem Laub. Kriechende Pflanzen, solche, die einen trockenen Standort bevorzugen, oder jene, die sehr alt werden können. Kieselsäure, Gerbstoffe, wenige oder sogar gar keine Blüten.
Bezug oftmals zur Lunge.

Mein liebstes Beispiel zu einer typischen „Erdpflanze“ ist die Silberdistel.

Silberdistel – Erdenmutter

Carlina acaulis 
Haben Sie schon einmal den Körbchen-Boden einer Silberdistel gegessen? Man nennt die Silberdistel auch „Jägerbrot“ und als Kinder haben wir, bewaffnet mit unseren kleinen Taschenmessern, hin und wieder ein Stückchen davon gegessen. Dazu muss man allerdings die Stacheln, die Zungen- und die Röhrenblüten entfernen (sehr mühsam!) und dann kann man den Blütenboden essen. Schmeckt übrigens zart nussig, gar nicht schlecht! Probieren Sie es doch einmal aus!

Die Silberdistel ist zumeist stängellos, manchmal hat sie einen kurzen Stängel dran. Aber sie besitzt eine sehr lange Pfahlwurzel, der sehr tief in die Erde reicht und die mehrjährige Pflanze gut verankert. Die Laubblätter der Silberdistel sind stachelig, also Vorsicht beim Ernten! Sie bilden eine Rosette und werden maximal bis zu acht Zentimetern breit. Spinnen lieben übrigens die Blattunterseite…Die vermeintlichen Zungenblüten sind bei der Silberdistel eigentlich Hüllblätter, die übrigens die UV-Strahlung reflektieren können. Das Körbchen kann bis zu 12 cm Durchmesser erreichen.

Silberdisteln gehören zu den Asteraceae, also zu den Korbblütlern. Sie gedeiht zumeist auf Kuhweiden und Almen, bis zu einer Höhenlage von etwa 2800 m. Sie liebt es warm und vor allem kalkreich. Die Silberdistel blüht von Juli bis September.
Besonders in der Pfahlwurzel befinden sich die ätherischen Öle der Silberdistel. Sie schmeckt sehr scharf und bitter. Aber der aromatische Duft! Leider enthält das ätherische Öl den Giftstoff Carlinaoxyd. Der ist zwar antibakteriell, aber trotzdem… In der Volksheilkunde wird die Wurzel als Tee bei Gastritis, Erkältungen, fiebrigen Erkrankungen heute noch verwendet. Außerdem dient der Tee zu Waschungen. Er hilft jedenfalls bei Wunden und Geschwüren, so sagt man. Man erntet die Wurzel den ganzen Sommer über, von April bis in den Oktober hinein.

Silberdistel-Tee:
Dazu benötigen Sie ca. 30 g Silberdistelwurzel (Apotheke), ½ Liter Wasser. Legen Sie die geschnittene Wurzel für 6 Stunden ins Wasser, danach kurz aufkochen und abseihen.

Viele Namen – eine Pflanze

Was den Namen „Carlina“ betrifft, so gibt es eine Sage, die den Bezug zu Karl dem Großen herstellt. Angeblich ist ihm im Traum ein Engel erschienen, der dem Kaiser die Silberdistel als Heilmittel gegen die Pest gezeigt hat. So konnte er sein Heer vor der Erkrankung bewahren.

Die Silberdistel wird aber auch z.B. Eberwurz genannt, weil sie gegen Schweinekrankheiten eingesetzt wurde. Jägerbrot, Wiesenkas, Wilde Artischocke, Barometerdistel und Wetterdistel sind nur einige der volkstümlichen Namen für diese schöne, stachelige Pflanze.
Und ein Wetteranzeiger ist sie wirklich: kommt schlechtes Wetter (Regen), dann schließt sie ihr Körbchen. Probieren Sie es einmal aus: hauchen Sie die Blüte so um die zehnmal an (damit erhöhen Sie die Luftfeuchtigkeit), sie werden sehen, wie sich die Hüllblätter aufzurichten beginnen.

Alte Heilpflanze

Die Silberdistel gilt schon sehr lange als Heilpflanze. In den mittelalterlichen Kräuterbüchern wird sie überall erwähnt, auch mit Hinweisen auf Dioskurides, der ebenfalls schon ihre Heilwirkung gerühmt hat. Viele schrieben ihr auch magische Kräfte zu. Diese magischen Kräfte sollten dabei helfen, Krankheit vom Vieh abzuwenden (dazu wurde sie an Stalltüren und Futtertröge genagelt). Sie sollte als Amulett getragen Kraft und Stärke verleihen. Alleine schon eine Silberdistel zu berühren, sollte Schmerzen lindern und Gesundheit bringen.

Bei Leonhart Fuchs habe ich zur „Eberwurtzen“ u. a. folgendes gefunden: „Dise wurtzel in essig gesotten / unn sich darmit gewäschen / vertreibt die rauden / grind und flechten. Im mund gehalten / lindert sie den schmertzen der zän.

Bauern verwenden die zu Pulver vermahlene Silberdistel-Wurzel zum Mästen ihrer Schafe, Kühe und Schweine, denn das Pulver ist appetitanregend.

Auch eine Silberdisteltinktur kann bei Problemen mit Magen, Nerven, Erkältungen hilfreich sein, man nimmt davon bis zu 15 Tropfen zweimal täglich. Sie ist antibiotisch und krampflösend. Bei ernsthaften Beschwerden sollte aber dennoch Ihr Weg zuerst zum Arzt führen – auch diese hier angeführten Hausmittel sind lediglich als Unterstützung für eine entsprechende Behandlung durch Arzt oder Therapeut gedacht.

Hildegardwein mit Silberdistel:
50 g Silberdistelwurzel wird für 12 – 14 Tage in ein Glas mit 1 Liter trockenem Weißwein eingelegt. Dieser Wein hält sich nicht sehr lange und sollte – bei Magenbeschwerden – immer vor den Mahlzeiten eingenommen werden (bitte nur ein kleines Glas!).

Silberdisteln kann man aber auch als Gemüse essen. Dazu wird sie gekocht und schmeckt dann wie Artischocken.

Von ihrer Blütenfarbe her ist die Silberdistel dem Saturn zugeordnet, das „Silber des Alters und der Weisheit“.
Von ihrer Wuchsform und ihrem Standort aus betrachtet, ist sie für mich die Erdenmutter – eine typische Vertreterin des Erd-Elements.

Vetiver

Suchen wir einen typischen Vertreter des Erd-Elements bei den ätherischen Ölen, so kommen wir am Vetiver-Öl nicht vorbei.
Vetiver, dieser dunkle Duft, der uns so gut stabilisieren kann und uns aus der Kraft seiner Wurzeln zu verankern weiß…

Vetiver-Öl wird aus den Wurzeln von Vetivera zizanoides L. gewonnen. Wir haben es hier mit einem exotischen Gras zu tun, das dank seiner extrem ausgeprägten Wurzeln in der Lage ist, den Boden vor Erosion zu schützen. Diese Wurzeln reichen stellenweise bis zwei Meter unter die Erdoberfläche und können armdick werden. Für das ätherische Öl werden diese Wurzeln destilliert. Würde es bereits möglich sein, Düfte übers Internet zu verschicken, so würde ich Ihnen jetzt folgende Mischung übermitteln:

Stabilisierung und Gelassenheit im Herbst:
1 Tropfen Vetiver
3 Tropfen Rose bulgarisch (in Jojoba oder Alkohol)
5 Tropfen Grapefruit complet
von dieser Mischung jeweils 2 – 3 Tropfen in Ihre Duftlampe oder Ihren Diffuser
Probieren Sie’s! Es tut wirklich gut!

Lesen Sie mehr zum Thema „Pflanzen und Elemente“ in meinem gleichnamigen Buch, das im Juni 2013 im Freya-Verlag erschienen ist…

 

 

 

Sizilien und seine Blütenpracht – Teil 2

Sizilien schenkt uns seine Blütenpracht auch noch im Herbst. Viele Pflanzen, die bei uns nur im Glashaus überwintern können, kommen aus südlichen Gebieten. Einige davon haben wir bei unseren Streifzügen gefunden. Lassen Sie sich von mir auf einen kleinen botanischen Streifzug entführen…

 

Bougainvillea

Die Bougainvillea stammt ursprünglich aus Südamerika. Sie besitzt einen verholzenden Stamm, manchmal auch relativ lange Ranken, die dann auch schon einmal in einen Baum hineinwachsen können. Wir haben in Sizilien eine Vielfalt der Farben bewundern dürfen: von blassrosa, blassviolett, dunkelrot bis zu einem sanften Blau.

 

 


Myrtenblüten
  (Myrtus communis)

Die Myrte ist auf Sizilien sehr weit verbreitet. Ihr sanfter Duft begleitete uns bei unseren Streifzügen durch die sizilianischen Städte.

 

Myrtenbeeren

Die Früchte der Myrte sind kleine Beeren, ähnlich unseren Heidelbeeren, nur etwas länglicher. Aus ihnen wird der Aperitif „Myrto“ hergestellt, aber auch Marmelade.

 

 

Kapernstrauch (Caparis spinosa)

Der echte Kapernstrauch wächst vorwiegend in den Mittelmeerländern. Auch auf Sizilien und Malta findet man ihn weit verbreitet. Noch bevor die Blüte im Frühling erscheint, werden die Blütenknospen geerntet, eingelegt und als Gewürz gegessen. Der Kapernstrauch hat relativ weiche, mittelgrüne und rundliche Blätter. Er ist sehr genügsam – man findet ihn oftmals auch verankert im Mauerwerk. Wir haben jetzt im Oktober nur mehr verblühte Pflanzen gesehen.

 

 

Gummibaum (Ficus)

Gummibäume, Ficus benjaminus in Großformat, sieht man auf Sizilien oftmals als Alleebäume gepflanzt. Dieser hat uns mit seiner Blüte (Frucht?) in Ragusa erfreut.

 

 


Kapokbaum (Ceiba petandra)

Von den Kapokbäumen gewinnt man ein baumwollähnliches Produkt, mit dem Polster und Decken gefüllt werden können.
Überall in den Ortschaften Siziliens haben wir Kapokbäume in unterschiedlicher Größe und mit unterschiedlichen Farben gesehen. Dieser stand in Noto.

 

 


Rosmarin (Rosmarinus officinalis)

Dieses Bild zeigt einen wilden Rosmarinstrauch, den wir in Segeste – nahe des Tempels – gefunden haben. Schade, dass Sie den Duft nicht riechen können…

 

 

Eberraute (Artemisia abrotanum)

Eberraute in Segeste, nahe des Tempels.

 

 

 


Bitterorange (Citrus x. aurantium L.)

Leider waren die Orangen – hier vor allem die Bitterorangen – noch nicht reif. Die Blüten schenken uns das ätherische Öl Neroli, die Früchte das Bitterorangenöl und die Zweige, Blätter, Fruchtansätze das Petit Grain-Öl.
Allerdings wird aus allen Teilen der Bitterorange ein köstliches Parfum hergestellt: Zagara.

 

 

Glyzinie (Wisteria)

Eine der schönsten Glyzinien, die wir unterwegs gesehen haben…
Wir haben es hier mit einer Kletterpflanze zu tun. Bei uns ist sie unter dem Namen „Blauregen“ bekannt. Hier bei unserem Hotel in der Nähe von Syracusa.
Allerdings ist bei dieser Pflanze auch immer Vorsicht geboten: sie enthält giftige Alkaloide…

 

 

Klebriger Alant (Dittrichia viscosa L.)

Der Klebrige Alant riecht zwar nicht besonders angenehm, er schaut aber sehr freundlich und hübsch aus. Seine Blätter sind leicht gezähnt und lanzettlich. Er gehört zu den Korbblütlern und ist eine einjährige Pflanze. Wir fanden den klebrigen Alant auf der ganzen Insel immer wieder.

 

Jasmin (Jasminum officinalis)

Viele Jasminsträucher verströmten ihren betörenden Duft – nahezu in jedem Garten und in allen Parks der Insel blüht er…

 

 

Hier noch eine kleine Bilderauswahl: Hortensie, Oleander, Pfeifenputzerstrauch und Sanddorn – das sind nur einige der Pflanzen, die uns noch „über den Weg gelaufen“ sind…

  

  

Über eine jedoch haben wir uns sehr gefreut, sieht man sie in unseren Breiten doch kaum (und schon gar nicht in der freien Natur): die Alraune. Rund um die Tempelanlage in Segeste fanden wir einige davon.

Im dritten Teil entführe ich Sie dann ein wenig in die Geologie Siziliens…