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Duftpelargonien und ihre Verwandtschaft

Die Duftpelargonie

Pelargonium graveolens, auch Geranie oder Bourbon-Geranie genannt

Pflanzenfamilie: Storchenschnabelgewächse (Geraniaceae)           

Herkunft: ursprünglich aus Südafrika, heutekommt das ätherische Öl meist aus Anbaugebieten in Ägypten, Algerien, Angola, Brasilien und Ostafrika                    

Geschichtliches: Im Jahr 1632 konnte in Europa die erste duftende Pelargonie zum Blühen gebracht werden. Es handelte sich dabei um die Pelargonium triste. Diese Pelargonie war die erste einer ganzen Reihe, die aus Südafrika – vom Kap der Guten Hoffnung – nach Europa kamen.                                    

1672 bereits sammelte Paul Herrmann, ein Universitätsprofessor aus Deutschland, an den Hängen des Tafelbergs wild wachsende Duft-Pelargonien.

 Im Jahr 1753 beschrieb Carl von Linné in seinem Buch „Species plantarum“ bereits zwanzig Arten von Pelargonien. Damals begann allerdings schon der Namensirrtum: er beschrieb sie unter dem Namen Geranium, obwohl bereits einige Jahre zuvor festgehalten wurde, dass die Pelargonien aus Südafrika mit den Geranien zwar verwandt, diesen aber nicht gleich sind.

Botanik: Zur Familie der Geraniaceae gehören fünf verschiedene Gattungen: Geranium, Pelargonium, Erodium, Monsonia und Sacrocaulon.       

Die gebräuchliche Bezeichnung „Geranie“ für die Pelargonie stammt  aus einer Zeit, als die Gattungen noch nicht unterschieden wurden. Das Gemeinsame aller fünf Gattungen ist letztlich die zugespitzte Spaltfrucht, die fünf Fächer mit jeweils einem Samen besitzt. (Aufgrund dieser zugespitzten Form der Frucht wurden die Pflanzen auch unter den Namen „Storchenschnabel-“ oder „Kranichschnabel-Gewächse“ bekannt.

Der Unterschied zwischen Pelargonien und Geranien ist vor allem im Blütenaufbau erkennbar. Die Blütenblätter der Geranien sind immer gleich lang und rundlich, radiär angeordnet. Die Blütenblätter der Pelargonie (und mit einer solchen haben wir es bei der Rosengeranie zu tun) sind in nur einer Symmetrieachse angeordnet (man nennt das zygomorph), wobei die beiden oberen Male (Strich-Färbungen = Saftmale) tragen und sich dadurch von den drei unteren Blütenblättern unterscheiden.

                                   Ca. 200 Arten der Pelargonie kommen aus Südafrika. Dort, im Gebiet um Kapstadt, haben sie ein mediterranes Klima, in dem sie besonders gut gedeihen. Der Duft der dort beheimateten Pelargonien sitzt in den Blättern, in kleinen Duftbehältern. Die Duftskala reicht vom Apfelduft (P.odoratissimum), über Weihrauchduft (, Rose (P.asperum, P.capitatum, P.graveolens), Minze (P.album, P.tomentosum), Kampfer (P.betulinum), Wermut (P.blandfordianum), bis hin zu Zeder (P.Clorinda) und Zitrone (P.citronellum, P.citrosum, P.crispum)

                                   Aus den Sorten Pelargonium graveolens, Pelargonium capitatum  und Pelargonium asperum wird also unser ätherisches Öl für die Aromapflege hergestellt.

Gewinnung des ätherischen Öls:          Wasserdampfdestillation der Blätter (und Blüten). Aus ca. 800 kg der Pflanze gewinnt man etwa 1 kg des ätherischen Öls.

Wirkstoffe:   

        • Ca. 50 – 60 % Monoterpenole (Citronellol, Geraniol, Linalool u.a),
        • Ester (Citronellylformiat, Geranylformiat u.a.),
        • Monoterpenketone (Menthon),
        • Sesquiterpene (Germacren D, d-Cadinen, Caryophyllen u.a.),
        • Monoterpene (a-Pinen, Limonen, Myrcen u.a.),
        • Sesquiterpenole,
        • Oxide (Rosenoxid, Linalooloxid)
1.)        Monoterpenole

            Die im ätherischen Öl der Rosengeranie enthaltenen Monoterpenole (Monoterpen-Alkohole) bestimmen mit ihrem großen Anteil die Anwendungsgebiete. Sie sind grundsätzlich gut verträglich und auch gut geeignet für die Behandlung von Kindern.
Monoterpenole wirken psychisch stabilisierend.

Citronellol (ca. 30 %) ist ein Monoterpen-Alkohol, antiseptisch, neurotonisch und Insekten vertreibend. Geraniol (ca. 18 %) wirkt vor allem hautpflegend, ist grundsätzlich gut verträglich, wirkt anti-rheumatisch, antiseptisch, hellt die Stimmung auf und wirkt ebenfalls Insekten vertreibend.
Linalool (ca. 9 % Anteil) ist beruhigend, bakterizid, und zum Teil für den Duft des Rosengeranien-Öls zuständig.

 2.)       Ester (ca. 13 %)    


sind zarte Bestandteile der ätherischen Öle. Diese Verbindungen gehören zu den psychisch ausgleichenden und entkrampfenden Anteilen. Zur Hautpflege sind sie wunderbar geeignet, da sie auch entzündungswidrige und tonisierende Eigenschaften in sich vereinen. Außerdem ist ihre Wirkung auf die Herztätigkeit bekannt.

 3.)       Monoterpenketone


Grundsätzlich ist zu den Monoterpenketonen zu sagen, dass sie in schwacher Dosierung zellregenerierend, beruhigend und schleimlösend wirken, in zu hoher Dosierung jedoch neurotoxisch wirken können.
Wir haben es hier mit einem etwa 6 – 8%igen Anteil zu tun. Menthon hat eine mobilisierende Wirkung auf den Gehirnstoffwechsel, die Haut und das Herz.

 4.)       Sesquiterpene    


Generell kann man zu Sesquiterpenen sagen, dass sie beruhigend wirken, außerdem hautregenerierende und entzündungswidrige Eigenschaften besitzen.
Im Fall des Rosengeranienöls finden wir vor allem Germacren D (sehr hautpflegend!) und
d-Cadinen (mit antihistaminischer, schmerzlindernder und juckreizstillender Eigenschaft) vor. Ebenso einige Anteile Caryophyllen, die die entzündungshemmende und krampflösende Wirkung verstärken.

 5.)       Monoterpene


Die im Rosengeranienöl vorhandenen Monoterpene (insgesamt ca. 1,5 %):
α-Pinen wirkt antibakteriell, antiviral, beruhigend
Limonen wirkt antiseptisch, bakterizid, antiviral,
Myrcen wirkt ebenfalls antiseptisch und bakterizid, aber auch beruhigend
Man kann also sagen, dass – bedingt durch den niedrigen Monoterpengehalt – die beruhigende Wirkung des ätherischen Öls nicht beeinträchtigt wird.

 6.)       Sesquiterpenole (ca. 5,5 %)


(auch Sesquiterpenalkohole) wirken grundsätzlich hautfreundlich und Immunsystem stimulierend. Positive Wirkung auch auf der psychischen Ebene.

 7.)       Oxide (ca. 2 %)


schleimlösend, beruhigend.

Mischt sich gut mit:    Rose, allen Zitrusdüften, Ylang-Ylang, Neroli, Sandelholz, Rosenholz,Lavendel, Kamille, Immortelle, Muskatellersalbei, Zeder, Zypresse,  Myrte, Linaloeholz

Wichtige Eigenschaften:       

Rosengeranien-Öl wirkt besonders der Bildung von Stresshormonen entgegen. Gerade bei Beschwerden (Herz- und Kreislauf), die keine  organische Ursache haben, kann Rosengeranie sehr ausgleichend wirken. Das beruht vor allem auch auf der direkten Wirkung auf Hypothalamus, Hypophyse und Nebennieren. Encephalin- und Endorphinproduktion werden angeregt, dadurch wird ein Zustand des Glücks, der  Entspannung und der Zufriedenheit hervorgerufen.
Der blumige Duft ist erfrischend und entspannend zugleich.
Da Geraniumöl sehr hautfreundlich und daher auch grundsätzlich für alle Hauttypen geeignet ist, verwendet man es gern in Bade- und Massageölen. Es wirkt reinigend, adstringierend wie ein mildes Tonikum.
Es lindert Entzündungen, Akne und trockene Ekzeme. Außerdem fördert es die Wundheilung und verhindert die Bildung von wulstigen Narben.

            Weitere Anwendungsgebiete sind: Erkältungen, Hals- und Mundschleimhautentzündung.

Das ätherische Öl der Geranie reguliert auch die Hormonproduktion und empfiehlt sich daher besonders bei prämenstruellen Störungen, Zyklusschwankungen und Wechseljahresbeschwerden.

Als Raumduft gleicht die Essenz den Menschen aus. Vor allem bei starken         Gefühlsbelastungen und Unausgeglichenheit.. Bei Unzufriedenheit, Angstzuständen, Niedergeschlagenheit und Lethargie kann der Duft aufmuntern und die Stimmung heben. Bei Erschöpfung und Depression anregend, bei Stress, Ärger und Aufregung beruhigend. Insektenabwehrmittel.

Einsatzbereiche in der Pflege:
  • Waschungen (z.B. bei trockener Haut, Hautentzündungen) 
  • Geburtshilfe (Damm-Massageöl, Brustpflegeöl)
  • Narbenpflege (Pflegeöl)
  • Krampfadern, Hämorrhoiden (Waschungen, Pflegeöle)
  • Angstzustände, Nervosität (Raumbeduftung, Bauchmassageöl)
  • Depressionen (Raumbeduftung)
Besonderheiten / Nebenwirkungen: 


Bei Personen mit extrem empfindlicher Haut könnte es gegebenenfalls zu Hautreizungen kommen.

Quellennachweis:
Zimmermann, Eliane: „Aromatherapie für Pflege- und Heilberufe“
Forum Essenzia: Heft 17/2000, Artikel von Ruth von Braunschweig
Kleindienst-John, Ingrid: Skriptum „Aromatherapie“, 3. Auflage 2007
Kleindienst-John, Ingrid: Skriptum „Ätherische Öle und Psyche“, 2. Auflage 2007

 

 

 

Veilchen – Viola odorata

Sei wie das Veilchen im Moose, so bescheiden und rein,
nicht wie die stolze Rose, die immer bewundert will sein.“
(Alter Stammbuchvers)

Nun, um das Veilchen ranken sich Sagen und Märchen, ich hab eine ganze Menge davon schon gefunden. Die ersten drei Märzenveilchen, die jemand finden konnte, sollten besonders gesundheitsförderlich sein. Man sagte, wer diese Veilchen ißt, der ist das ganze Jahr vor Krankheiten geschützt. Jedes Jahr wurde daher im alten Wien jedes Jahr im März in den Donauauen nach den ersten Veilchen gesucht. Und wenn es jemand gefunden hatte, so wurde stehenden Fußes der Herzog Leopold IV (ein Babenberger, der 1198 – 1230 lebte) davon verständigt. Herzog Leopold zog unverzüglich mit seinem ganzen Hofstaat in die Auen, um dieses erste Frühlingsveilchen zu begrüßen. Dann wurde es von einer Jungfrau gepflückt und vom Herzog verspeist.

Auch Lieder erzählen uns von Veilchen: „Ach Veilchen, liebes Veilchen, so sag doch einmal an, warum gehst du ein Weilchen den Blumen all voran?…“

 

Der lateinische Name für Veilchen ist Viola odorata, also Duftveilchen, was schon einen Hinweis auf die ätherischen Öle in den Blüten gibt, die für den lieblichen Wohlgeruch verantwortlich sind. Allerdings sind die Öle aus den Blüten so schnell flüchtig, dass zur Herstellung des Veilchendufts, wie wir ihn aus der Parfümerie kennen, die intensiv duftenden Wurzeln der Schwertlilie (Iris) genommen werden. Deshalb wird fälschlicherweise die Iriswurzel auch „Veilchenwurzel“ genannt, obwohl Iris und Veilchen nicht verwandt sind. Verwandt mit dem Veilchen hingegen ist das Feldstiefmütterchen, aus dem die uns bekannten Gartenstiefmütterchen gezüchtet worden sind.

Veilchendestillation


Der Duft, der aus den ätherischen Ölen in den Blättern des Veilchens gewonnen wird, riecht sehr viel „grüner“ (stark nach Erde und Wald) und nicht so lieblich wie wir es mit dem Veilchen normalerweise in Verbindung bringen, hat aber dennoch eine angenehme Wirkung auf uns, nämlich ausgleichend und stimmungsaufhellend. Zudem wird ihm eine blutdrucksenkende und nervenberuhigende Wirkung nachgesagt.

 

Veilchen in Küche und Volksmedizin

Das Veilchen ist nicht nur in der Dichtung beliebt, sondern als süße Delikatesse in der erlesenen Küche und als Heilpflanze, z.B. in der Frauenheilkunde. Kaum ein Kraut soll so viel Vitamin C enthalten wie das Duftveilchen. Es enthält auswurffördernde Saponine. Auch heute noch hilft ein Aufguss der Sprossteile zu Sirup verarbeitet oder als Tee aufgegossen bei Husten, Bronchitis und Katarrh oder als Mundspülung bei Mund- und Halsinfektionen.

Nach Pfarrer Johann Künzle sind sowohl das duftende Märzveilchen, als auch das geruchlose Hundsveilchen (Viola canina) „eine vortreffliche Medizin gegen Husten und Katarrh, in Blättern und Blüten, gegen Nieren- und Blasenentzündung„.

Und in einem anderen alten Kräuterbuch findet sich: „Aus dem Veilchen macht man einen Sirup: Nimm Märzveilchen, die in der besten Blüte stehen, tu sie in eine zinnerne Kanne, gieß heißes Wasser darüber, decke die Kanne voll zu, und lass es 6-8 Stunden stehen; darnach drücke die Veilchen aus, mach abgeseihte Wasser wieder heiß und schütte es über andere frische Veilchen; das wiederhole 3- oder viermal. Dann tu guten Zucker dazu und lass es über einem gelinden Feuer aufsieden, bis es dick wird. Bewahre diesen Sirup in einem wohlverschlossenen Glase auf. Zwei oder drei Löffel davon eingenommen, löscht die brennende Hitze der schnellen Fieber, bringt Ruhe und Schlaf, hält den Leib offen, löst die Brust und dient besonders den Kindern wider den Husten.“

Veilchenmazerat

Veilchenöl: In 50 ml sehr gutes Pflanzenöl, z.B. Olivenöl oder Mandelöl aus biologischem Anbau, geben Sie frische Veilchenblüten, lassen das ganze 2 Wochen an einem warmen Ort stehen und seihen es anschließend ab. Dieses Hautöl sollten Sie immer frisch zubereiten. Durch Hinzufügen von Bienenwachs, das im Öl erwärmt, aufgelöst und eingerührt wird, kann das Öl zu einer Salbe verarbeitet werden.
Auch eine Veilchentinktur lässt sich einfach zubereiten, indem man eine Handvoll Veilchen mit Weinbrand übergießt und etwa 4 Wochen lang im Dunkeln (warm bitte!) in einer verschlossenen Flasche stehen läßt. Danach abseihen und tropfenweise verwenden.

Übrigens: eine sehr umfangreiche Seite nur zum Thema „Veilchen“ findet man unter www.gartenveilchen.de

Giersch – Aegopodium podagraria

Als wir vor Jahren unser Haus in Buchbach bezogen, war es Winter und der Garten präsentierte sich ziemlich kahl und nackt. Im Frühling begann es dann an allen Ecken und Enden zu sprießen und ich freute mich über jedes Zipfelchen Grün, neugierig, was sich denn daraus entwickeln würde. Lang hat sich diese Freude allerdings dann nicht gehalten, als ich feststellen musste, dass viele dieser grünen Spitzen sich in Giersch (Aegopodium podagraria) verwandelten.

Vom Giersch sagt man: „Einmal da – immer da.“ Sprich: man wird ihn nie wieder los.
Nun habe ich ja grundsätzlich nichts gegen ihn. Aber wenn er dann mit seinem dichten und unausrottbaren Wurzelwerk alle meine geliebten Blumenbeete zu beherrschen beginnt, dann mag ich ihn nimmermehr. Giersch ist ja ein wunderbares Frühjahrsgemüse. Man kann ihn in die Neun-Kräuter-Suppe geben, man kann mit den jungen Blättern Spinat kochen, Salat machen und Aufstriche herstellen. Aber: so viel Giersch, wie bei uns im Garten wächst, würde eine ganze Kompanie hungriger Mäuler stopfen können – und es wäre immer noch genug da!
Ich habe also beschlossen, ihn einfach gewähren zu lassen. Ausrotten geht ja sowieso nicht.

Dann kam mir in den Sinn, mich zu fragen, warum er gerade bei uns so gerne und gut wächst. Denn wenn eine Pflanze rund ums Haus verbreitet ist und noch dazu in solch einer üppigen Vegetationsform, dann will mir das auch etwas sagen. Fragt sich also, was mir der Giersch mitteilen möchte: ich hab’s noch nicht herausgefunden…

Der Giersch – er hat noch andere Namen, wie z.B. Geißfuß, Zipperleinskraut, Erdholler, Dreiblatt und Podagrakraut – gehört zu den Doldenblütlern (Umbelliferae) und kann eine Höhe von ca. 100 cm erreichen. Seine Stängel sind dreikantig und seine Blüten lichte, weiße Doldenwolken. Seine Früchte sehen ähnlich aus wie Kümmel und schmecken recht ähnlich (in meinem Garten hat er allerdings keine Gelegenheit dazu, Früchte zu tragen, denn ich pflücke die Blüten spätestens dann, wenn sie erscheinen, für meinen Wildblumenstrauß).

Die Wurzeln des Gierschs sind lange, weiße Rhizome, die sehr leicht abbrechen und sich so immer weiter vermehren, denn aus jedem Wurzelstückchen werden neue Pflanzen…

Eigentlich ist der Giersch eine schattenliebende Pflanze. Ursprünglich war er ein reiner Waldbewohner, wo man ihn ja auch heute noch finden kann. Er treibt im April aus – da sind seine kleinen grünen zarten Blättchen zusammengerollt. Wenn sie gerade beginnen, sich auszurollen, dann schmecken sie übrigens am besten! Man kann diese jungen Blättchen auch ähnlich einsetzen wie Petersilie. Sie riechen ein wenig nach Karotte (daran kann man den Giersch auch gut erkennen). Und diese Blättchen wuchern regelrecht flächendeckend, siehe oben…

Giersch wurde im Mittelalter als Nutz- und Heilpflanze verwendet. Wie der Name „Zipperleinskraut“ schon andeutet, wurde er damals für rheumatische Beschwerden und Gicht  („Podagrakraut“) verwendet. In den alten Kräuterbüchern habe ich beim Stöbern bei Tabernaemontanus darüber etwas gefunden: „Wiewol der Geyßfuß ein veracht unnd unachtsam Kraut ist/ so hat es doch auch seinen gebrauch in der Artzeney uberkommen/ und wird insonderheit höchlich gelobt zu dem Zipperlein/ Gliedsucht und Hüfftwehe.“

Auch bei Kräuterpfarrer Künzle findet sich etwas zum Giersch in Bezug auf Rheumatismus und Gicht.

Seine Inhaltsstoffe – mit viel Eisen, Vitamin C und Carotin – sind für unseren Zellstoffwechsel sehr wichtig und vor allem auch für unser Immunsystem, das nach dem Winter sowieso einen guten Schubs verträgt.
Wolf-Dieter Storl schreibt über den Giersch, dass man ihn wie Sauerkraut einlegen kann.

Mein bevorzugtes Rezept mit Giersch:
Gedünstetes Frühlingsgemüse
4-5 Handvoll junge Gierschblättchen
2-3 Handvoll junge Brennnesselblätter
2 Eßlöffel Rapsöl
zum Aufgießen 1/8 l Gemüsebrühe
etwas Muskat
Salz
Das Rapsöl erhitzen, die Giersch- und Brennnesselblätter hineingeben, zusammenfallen lassen und mit Gemüsebrühe aufgießen. Mit Muskat und Salz und eventuell Kräutern nach Vorhandensein und Belieben würzen. Alternativ kommt bei mir dann noch ein Becher Crème freche dazu. Getoastetes oder geröstetes Schwarzbrot rundet die gesunde Mahlzeit ab.

Achten Sie bitte bei Wildsammlung darauf, dass es Verwechslungsmöglichkeiten mit giftigen Doldenblütlern geben könnte. Wichtig ist, dass Sie darauf achten, dass der Blattstiel im Querschnitt dreikantig sein muss, denn die giftigen Doldenblütler haben keinen solchen dreikantigen Stängel!

 

 

Der Thymian und seine Chemotypen

 

Thymian wurde vor nicht allzulanger Zeit zur Aromapflanze des Jahres 2013 erkoren, ich möchte hier aber dem Thymian und seinen Chemotypen einen kleinen Platz einräumen. Der nachfolgende Text entstand bereits im Jahr 2008 – ich habe damals für ein Spezialworkshop die Informationen über den Thymian und seine vielen Unterarten zusammengestellt, das Ergebnis lesen Sie hier:

Thymian hat eine lange Geschichte: er wurde schon bei den alten Griechen wegen seiner Heilkräfte geschätzt. Heute zählt er zu den wertvollsten Arzneipflanzen, die wir kennen. Thymian kommt vor allem aus dem Mittelmeerraum. Im Mittelalter brachten ihn Mönche über die Alpen zu uns. Man findet Thymian heute an Wegrändern, an Felsenwänden, auf Wiesen und auf kargen Böden.
Die kleine Pflanze verströmt ihren Duft verschwenderisch in der Sonne: im mediterranen Klima hängt dieser würzige Geruch im Sommer über ganzen Landstrichen. Betrachtet man eine Thymianpflanze, so erinnert sie an einen Baum im Miniformat.

Aber Thymian ist nicht gleich Thymian, wie wir hören werden. Der Duft der Pflanzen unterscheidet sich oft ziemlich stark: zum einen kann er nach Zitrone duften, dann wieder völlig medizinisch, aber auch mild und blumig. Wenn wir die Blätter reiben, so entfaltet sich dieser Duft an unseren Fingern.
Wenn man die verschiedenen Thymian-Sorten betrachtet, fallen auch optisch einige Unterschiede auf. Die Blüten können von weiß über zartrosa bis hin zu purpurrot leuchten – eine wirklich große Vielfalt!
Thymian wurde zur Arzneipflanze des Jahres 2006 gewählt. Begründet wurde diese Wahl damit, dass Thymian zu den wertvollsten Pflanzen bei Erkältungskrankheiten zählt.

Thymus vulgaris ist ein Lippenblütler, der in Form eines Zwergstrauches mit vierkantigen Stängeln und nur wenige Millimeter großen Blättern auftritt.
Die einzelnen Unterarten dieser Pflanze unterscheiden sich in ihrer Natur vor allem durch die chemische Zusammensetzung ihrer ätherischen Öle, durch den Chemotyp (CT). Dieser chemischen Zusammensetzung entsprechend erhalten wir verschiedene Düfte und natürlich auch Eigenschaften.

 

Je nach Anbaugebiet, Klima, Boden, Höhenlage, Sonneneinstrahlung …. unterscheidet sich das ätherische Öl in prozentualen Anteilen seiner Komponenten.

Die Hauptkomponente der Inhaltsstoffe bestimmt die Wirkung des therapeutisch eingesetzten Thymian-Öls. Aus diesem Grund sollte man sich mit den einzelnen Chemotypen vertraut machen, denn Thymian ist nicht gleich Thymian.

Weltweit gibt es übrigens über 300 verschiedene Thymianarten.

Thymian wurde früher vor allem bei Verdauungsbeschwerden, bei Kopf- und bei Gliederschmerzen eingesetzt. Der Name Thymus  ist schon aus dem Altertum bekannt und wurde bereits von Vergil und von Plinius dem Älteren in ihren Schriften erwähnt (ca. um Christi Geburt), und zwar nennen sie vor allem den Thymianblütenhonig.

Das griechische Wort „Thymos“ kommt von „thyein“ = räuchern. Die stark duftenden Thymianöle, aber auch die Pflanzenstängel, wurden zum Räuchern genutzt. Außerdem verwendete man ihn als Insektenabwehrmittel. Bei den Ägyptern und den Etruskern wurden mit Thymian Leichen einbalsamiert. Thymian galt interessanterweise bei den Römern des Altertums als starkes Aphrodisiakum und wurde vor allem in Bädern benutzt.

Dioskurides erkannte die Bedeutung des Thymian als Gewürz und auch zu medizinischen Zwecken. Im Mittelalter wurde er relativ wenig erwähnt, aber Hildegard von Bingen kannte ihn bereits. Sie empfahl Thymian vor allem gegen Husten, aber auch zur Blutreinigung, gegen Läuse und anderes Körperungeziefer, bei Lähmungen, Lepra und vielen anderen Krankheiten, die uns heute nicht mehr bekannt sind.
Im 16. und 17. Jahrhundert wurde Thymian bereits in den Apotheken verwendet.
1543 wird im „New Kreutterbuch“ die Wirksamkeit des Thymian gegen Husten genannt. Im Jahr 1589 wird das Thymianöl im Nürnberger Arzneibuch erwähnt.

1884 wurden die therapeutischen Eigenschaften des Thymian erstmals wissenschaftlich untersucht, und zwar von einem Gelehrten namens Camperdon. Er stellte fest, dass Thymian direkt auf das Nervensystem einwirkt und in Zeiten der Rekonvaleszenz sehr hilfreich ist.
In der Folge wurde Thymian bereits bei Asthma, bei Depressionen und bei Atemwegsinfektionen eingesetzt, aber auch bei chronischem Hustenleiden. Bis zum 2. Weltkrieg wurde Thymianöl unter anderen auch im Krankenhaus als Desinfektionsmittel benutzt. Man stellte fest, dass Thymianöl Gelbfieberorganismen töten kann und dass es stärker wirkt als Karbol. So wurde es zum Schutz gegen Krankheiten und Läuse eingesetzt, im Krimkrieg wurden auch die Soldatenkleider damit eingesprüht.

In den 50er Jahren wurden die Effekte der einzelnen Komponenten des Thymianöls erstmals wissenschaftlich untersucht.
Heute kann man den Weg des Thymols im menschlichen Körper verfolgen und hat festgestellt, dass seine Wirkung durchaus verständlich erscheint. Dass thymianhaltige pflanzliche Arzneimittel therapeutisch sinnvoll und wirksam sind, steht heute nicht mehr zur Diskussion.
Den Monoterpenen des Thymianöls wird aber auch eine gewisse Anti-Tumor-Wirkung zugeschrieben – diese Erkenntnisse werden zur Zeit wissenschaftlich überprüft.

Wir sollten – auch wenn wir jetzt die einzelnen Chemotypen des Thymian besprechen – nicht vergessen, dass der Chemotyp nur ein bestimmtes Charakteristikum des ätherischen Öls bezeichnet. Nicht immer ist dieses das am meisten vorherrschende Bestandteil. Die einzelnen prozentuellen Angaben sind daher meist mit einem „von – bis“ bezeichnet, da die Inhaltsstoffe in Prozenten von Ernte zu Ernte, von Landschaftsstrich zu Landschaftsstrich verschieden sein können.

Wir kennen heute folgende Thymiansorten als ätherische Öle – die allerdings nicht alle in der Aromatherapie zu Wichtigkeit gelangt sind oder ihre Bedeutung verloren haben:

Thymus satureioides
ist ein wild wachsender Thymian, der in Marokko geerntet wird.
Inhaltsstoffe sind vor allem Borneol (28 – 40 %), alpha-Terpineol (10 %) und
Linalool (5 %). Sein Gehalt an Phenolen (Thymol und Carvacrol) ist dagegen
meist unter 10 %.

Thymus satureioides kommt als allgemeines antiseptisches Tonikum bei Atemwegs- und Darmtraktinfektionen zur Anwendung. Das ätherische Öl ist mild und wenig aggressiv.

Thymus capitatus
ist ein wildwachsender Thymian, der unter dem Namen „Spanischer Oregano“ in den Verkauf gelangt. Er enthält vor allem 60 – 65 % Carvacrol und nur sehr wenig Thymol.
Das ätherische Öl ähnelt dem des Bergbohnenkrauts (Satureja montana) und auch dem des wilden marokkanischen Oregano (Origanum comactum).

Es ist stark infektionshemmend und stimuliert die Produktion von Immunoglobulinen. Allerdings greift es die Schleimhäute sehr stark an und wird deshalb nicht gerne in der Aromatherapie verwendet.

Thymus hyemalis

ist ein wild wachsender Thymian, ebenfalls vorwiegend in Spanien zu Hause. Er wird wegen seiner antiseptischen Wirkung vor allem in Teeaufgüssen mit Honig angewandt, und zwar hauptsächlich bei Bronchialinfektionen.

Die Zusammensetzung des ätherischen Öls: ca. 30 % 1,8-Cineol, 13 % Linalool, Borneol, Terpineol und Terpinen-4-ol. Es ist frisch und anregend und es enthält keine Phenole.

Thymus zygis
Wiederum ein spanischer Thymian. Er wird wegen seines Thymolgehalts von ca. 52-60 % oft auch als „Roter Thymian“ bezeichnet. Es gehört zu den stärksten bakeriziden Ölen, mit einem großen Wirkungsspektrum auf alle Bakterien mit wenigen Ausnahmen. Das antiinfektiöse Öl sollte immer stark verdünnt verwendet werden, allerdings bitte nur bei Erwachsenen und nur über einen kurzen Zeitraum (max. 8 – 10 Tage!).

Thymus vulgaris CT Geraniol
wird nur mehr sehr selten eingesetzt, vor allem wegen der antiinfektiösen und fungiziden Eigenschaften bei Infektionen der Atemwege und bei Hautinfektionen.

Thymus vulgaris CT Thymol
Diesen Typ Thymus findet man vor allem auf dem dichten Kalkgestein von Hügeln und Hochebenen. Das Thymol im Thymian wurde 1719 entdeckt und aus dem Thymianöl isoliert. Bald darauf wurde es auch medizinisch eingesetzt.

Thymus vulgaris CT Thymol ist eine sehr robuste Pflanze, sie ist weit verbreitet, hat blässlich purpurfarbene Blüten und trägt in einigen Regionen den Namen „Roter Thymian“. Zur Destillation gelangt das blühende Kraut.
Der Duft ist eher scharf-würzig. Das ätherische Öl hat eine vorzügliche keimtötende Wirkung und man findet es oft in Desinfektionsseifen.

Bei einer Versuchsreihe an der Pharmazeutischen Fakultät der Universität Montpellier fand Prof. Pellecuer heraus, dass dieser Thymiantyp besonders gut imstande ist, das Wachstum von Mikroben, Bakterien und Schimmelpilzen zu unterdrücken, und zwar noch in tausendfacher Verdünnung!
Es ist der Inhaltsstoff Thymol, der diese enorme Desinfektionskraft enthält und sogar das synthetisch hergestellte Karbol um das 25-fache übertrifft. Und: es ist nicht toxisch!

Thymus vulgaris CT Thymol enthält

  • 30 – 55 % Monoterpenphenole (u.a. Thymol),
  • 20 – 40 % Monoterpene (u.a. p-Cymen),
  • 3 – 10 % Monoterpenole (u.a. Linalool)
  • 2 – 5 % Sesquiterpene
  • ca. 2 % Oxide (1,8-Cineol)

Durch den hohen Anteil an Monoterpenphenolen und Monoterpenen wirkt das ätherische Öl stark schmerzstillend und entzündungshemmend. Und es wirkt auch besonders gut auf Atemwegserkrankungen ein.
Trotzdem – oder gerade deshalb – muss Thymian Thymol sehr vorsichtig eingesetzt werden: auf eine korrekte Dosierung ist unbedingt zu achten!
Das ätherische Öl ist auch in sehr hoher Verdünnung hochwirksam. In einer Dosierung über 1% sollte es ausschließlich bei Erwachsenen eingesetzt werden, niemals bei Schwangeren, Kindern unter 10 Jahren oder Personen mit zarter Haut. Ebenso kontraindiziert ist es bei Bluthochdruck, Neigung zu Epilepsie und Schilddrüsenüberfunktion.

Die körperliche Wirkung ist

  • antibakteriell
  • antimykotisch
  • entzündungshemmend
  • immunstimmulierend
  • durchblutungsfördernd
  • erwärmend
  • schleimlösend
  • auswurffördernd
  • verdauungsfördernd
  • appetitanregend
  • blutdruckanregend
  • schmerzstillend bis anästhesierend
  • allgemein tonisierend
  • uterustonisierend

Die psychische Wirkung:

  • vor allem mobilisierend
  • stärkend

Pur sollte es niemals angewendet werden, da es zu Haut- und Schleimhautreizungen kommen kann. Innere Einnahme ist nicht anzuraten!

Thymus vulgaris CT Thymol ist ein besonders gutes Öl in der Erkältungszeit. Aber man kann es selbstverständlich auch vorbeugend einsetzen. Einige Autoren empfehlen es für Inhalationen, andere auch für Erkältungsbäder. Die nachstehende Grundmischung stammt von Monika Werner und duftet sehr fein:

10 Tr. Zitrone (Citrus limon)
10 Tr. Mandarine rot (Citrus retuculata)
5 Tr. Thymian Thymol (Thymus vulgaris CT Thymol)
15 Tr. Kardamom (Elettaria cardamomum)
10 Tr. Weihrauch Eritrea (Boswelia sacra)

Von dieser Grundmischung kann man zur Inhalation 1 – 2 Tropfen in 1 Liter kochend heißes Wasser geben. Für ein Brustöl nimmt man 5 Tropfen dieser Mischung auf ca. 5 ml Jojobaöl oder Mandelöl. Und für einen fiebersenkenden Brustwickel kann man 5 Tropfen dieser Mischung in 30 ml angewärmtes Olivenöl (auf ca. 37°C) geben.

 

Thymus vulgaris CT Linalool entwickelt sich vor allem in nördlicheren Lagen, ebenfalls eher in tiefer gelegenen Regionen, auf feuchten Mergelböden.
Destilliert wird das gesamte Kraut.
Diese Pflanze duftet nach Zitrone: es handelt sich um den milden Zitronenthymian. Und wie diese Pflanze auch als Kraut in der Küche eher Milde verströmt, so ist er auch für Haut und Schleimhaut mild und verträglich.

Bedingt durch die Kombination der Inhaltsstoffe ist Thymus vulgaris CT Linalool ein sehr abwehrsteigerndes Öl, das auch zur Immunstimulation bei Kindern angewendet werden kann. Es ist sanft, aber stark wirksam, vor allem im Hals-, Nasen- und Ohrenbereich, aber kann auch im urologischen Bereich sehr gut eingesetzt werden. Auch zur Stärkung der Nerven ist es gut einzusetzen, ebenso zur Stärkung des Selbstbewusstseins. Es ist stimmungsaufhellend und gerade auch bei Kindern gut zu verwenden, die sehr introvertiert sind und sich nicht verstanden fühlen.

Die Inhaltsstoffe:

  • 75 % Monoterpenole (vor allem Linalool)
  • 6 – 15 % Ester (vor allem Linalylacetat)
  • bis zu 5 % Monoterpene
  • bis zu 5 % Sesquiterpene
  • ca. 3 % Monoterpenphenole (Thymol)

Durch diese Zusammensetzung ergeben sich folgende Wirkungen:

Körperlich:

  • antibakteriell
  • antiviral
  • antimykotisch
  • immunstimulierend
  • entkrampfend
  • hautpflegend
  • neurotonisch
  • uterotonisch

Seelisch:

  • aufhellend,
  • ausgleichend
  • konzentrationsfördernd

Man kann z.B. bei Angstzuständen eine Bauchmassage mit Thymian Linalool machen. Dazu gibt es folgende Rezeptur (wiederum von Monika Werner):

50 ml Mandelöl süß (Prunus amygdalus oder Prunus dulcis var. dulcis)
3 Tr. Bergamotte (Citrus bergamia)
2 Tr. Mandarine rot (Citrus reticulata)
3 Tr. Thymian Linalool (Thymus vulgaris CT Linalool)
2 Tr. Benzoe (Styrax tonkinensis)

Keine Nebenwirkungen bekannt.

Thymus vulgaris CT Thujanol-4
wächst vor allem auf tiefer gelegenen feuchten Mergelböden.
Thymus Thujanol ist nicht sehr verbreitet. Er ist auch eher schwierig anzubauen und wächst nur in wenigen Regionen am Fuß der französischen Pyrenäen. Dort wird er in Wildsammlung geerntet. Die Pflanzen können bereits nach 3 Jahren wieder verkümmern, im Gegensatz zu den anderen Thymianarten.
Das ätherische Öl wird aus dem blühenden Kraut destilliert.

Im ätherischen Öl dieser Pflanze ist ein sehr hoher Anteil des Alkohols Thujanol-r und anderer Monoterpenole zu finden. Diese machen Thymus Thujanol zu einem Spezialöl gegen Chlamydieninfektionen. Ebenso wirksam ist es bei gynäkologischen Infektionen (Candida albicans, Streptococcus B). Der Chemotyp Thujanol greift die Schleimhaut dabei nicht an. Man kann das ätherische Öl auch auch gegen virale und bakterielle Infektionen der Harnwege zum Einsatz bringen. Es wirkt stark auf die Leberzellen und auf das Immunsystem.  Anwendung kann es auch als Vaginalzäpfchen finden.

Aufgrund seiner milden Konsistenz kann es sowohl bei Kindern als auch bei Erwachsenen angewendet werden, ganz besonders aber bei alter Haut.

Die Inhaltsstoffe:

  • 54 – 60 % Monoterpenole (vor allem ca. 30% Thujanol-4 und Terpinen-4-ol)
  • 28 % Monoterpene
  • 9 – 11 % Ester
  • 2,5 – 5 % Sesquiterpene

Thymus Thujanol und seine körperlichen Wirkungen:

  • antibakteriell (Chlamydien)
  • antiviral
  • antimykotisch
  • entzündungshemmend
  • schmerzstillend,
  • leberzellenstimulierend
  • immunstärkend
  • entkrampfend
  • wirkt ausgleichend auf das zentrale Nervensystem

Auf der psychischen Ebene wirkt es vor allem nervenstärkend und ausgleichend.

Nachstehend eine Rezeptur für ein antimykotisches Intimöl (von Monika Werner), das nach der Reinigung des Intimbereichs aufgetragen wird:

50 ml Aloe-Vera-Mazerat (Aloe barbadensis)
5 Tr. Sanddorn-Öl (Hippophae rhamnoides)
4 Tr. Limette (Citrus aurantiifolia)
1 Tr. Cistrose (Cistus ladanifer)
5 Tr. Thymian Thujanol (Thymus vulgaris CT Thujanol)

Thymus mastichina
Diese Pflanze wächst auf der spanischen Halbinsel wild. Außerdem wird er in Spanien auch angebaut und schon seit vielen Jahren destilliert. Das Öl wird in seiner Heimat unter dem Namen „Spanischer Waldmajoran“ verkauft und erinnert in seinem Duft an Majoran und ein wenig auch an Eukalyptus. Zur Destillation gelangt das blühende Kraut.

Es handelt sich hier um ein sehr sanftes, hochwirksames Öl. Es ist sehr gut verträglich und vor allem bei HNO-Erkrankungen, bei Atemwegsbeschwerden und bei grippalen Infekten sehr hilfreich, da es einen hohen Anteil an Monoterpenolen hat, die in der Mischung mit 1,8-Cineol diese Beschwerden an der Wurzel packen.

Thymus mastichina eignet sich auch besonders gut für Kinder (bitte nicht unbedingt für Babys verwenden!): hier sind Brust- und Fußeinreibungen sehr gut wirksam. Aber man kann das ätherische Öl auch gut in der Raumluftverbesserung anwenden.Ebenso wird es gerne in der Geriatrie zur Stärkung der Gehirnleistung und des Immunsystems eingesetzt. Allerdings ist es nur selten erhältlich.

Die Inhaltsstoffe:

  • 50 – 65 % Oxide (1,8-Cineol)
  • 30 – 40 % Monoterpenole (vor allem Linalool)
  • 9 – 14 % Monoterpene
  • ca. 5 % Ester
  • bis zu 4 % Monoterpenketone (vor allem Borneon = Kampfer)
  • ca. 3 % Monoterpenphenole (Carvacrol)
  • 1 – 2 % Sesquiterpene
  • 1 – 2 % Sesquiterpenole

Körperliche Wirkung:

  • stark antibakteriell
  • antiviral
  • desinfizierend
  • antiseptisch
  • schleimverflüssigend
  • auswurffördernd
  • immunstimulierend
  • hautpflegend
  • tonisierend
  • wirkt entstauend auf die Lunge und die Bronchien

Auf psychischer Ebene wirkt es vor allem geistig-anregend.

Um seine Wirkung auf den HNO-Bereich besonders hervorzuheben, hier ein Nasenöl:
5 ml Mandelöl süß (Prunus dulcis var. dulcis)
1 Tr. Sanddornöl (Hippophae rhamnoides)
2 Tr. Thymian Mastichina (Thymus mastichina)
1 Tr. Myrte Marokko (Myrtus communis) oder Myrte Anden
1 Tr. Benzoe (Styrax tonkinensis)

Dieses Nasenöl pflegt die Schleimhaut und es wird im unteren Bereich der Nasenöffnung mit dem Finger oder einem Wattestäbchen aufgetragen, gleichzeitig auch auf den Nasenflügeln außen.

Wichtig: Bitte bei Kindern und empfindlichen Schwangeren nur niedrig dosieren!

Thymus serpyllum
Der Quendel oder auch Feldthymian gedeiht in einer kontinental-gemäßigten Klimazone. Heute kommt Quendel hauptsächlich aus der Türkei. Es wird das Kraut destilliert. Sein ätherisches Öl ist reich an Thymol, Carvacrol, para-Cymen und 1,8-Cineol.

Quendelöl wirkt antiseptisch bei Lungeninfektionen, kann aber – wegen des hohen Gehalts an Phenolen – auch die Schleimhäute angreifen und wird daher nur stark verdünnt angewandt. Auch bei neurovegetativer Dystonie, Neuralgien, Arthrose und infizierten Wunden ist Quendel ein hilfreiches Mittel.

Wir haben es beim Quendel also mit einem ausgesprochen antiinfektiösen Öl zu tun, es wirkt stimulierend und analgetisch.

Quendel bitte unbedingt stark verdünnt anwenden und niemals auf Haut oder Schleimhäute pur auftragen.

 

 

 

 

Die Fichte – eine lange Erfolgsgeschichte

Wer kennt sie nicht, die Fichte? Sie ist einer der wichtigsten Bäume unserer Wälder und macht nicht nur zur Weihnachtszeit als Christbaum Furore.
In wenigen Tagen ist es wieder so weit, da wandern wir hinaus und sammeln einige junge Triebe für unser neues Hydrolat. Wenig später, im Mai, sind dann die Wipferln für den Sirup an der Reihe. Aber es ist jetzt bald auch eine gute Zeit dafür, das Harz der Fichten zu sammeln. Wozu man das verwenden kann? Für den Fichtenharzbalsam, der z.B. bei rheumatischen Beschwerden gute Hilfe geben kann.

Die Fichte (Picea abies oder auch Abies sibirica) gehört zu unseren heimischen Nadelbäumen, zur Gruppe der Kieferngewächse (Pinaceae). Erkennbar ist sie vor allem an ihren Blättern (= Nadeln), die extrem steif und stichig und zumeist wirtelig (rund um das Zweiglein) angeordnet sind. Sie sitzen an kleinen Stielen. Die Zweige fühlen sich bei der Fichte sehr rauh an. Fichten werden bis zu 50 m hoch und gehören zu unseren höchsten einheimischen Bäumen. Die Zapfen der Fichten sind lang, schmal und hängend.

Das ätherische Fichtennadelöl wirkt besonders gut auf die Atemwege ein, man kann es auch in Rheuma- und Erkältungsbädern verwenden. Gerade in Räumen, wo sich viele Menschen aufhalten, reinigt und erfrischt der Fichtennadelduft die Atemluft. Ebenso schenkt er Ruhe und Erholung bei Unruhe und Streß, er ist aber auch bei psychisch bedingtem Asthma und bei Depressionen gut wirksam.

Inhaltsstoffe des ätherischen Öls der Fichte:

  • Monoterpene (zwischen 45 – 60 %, je nach Herkunft): vor allem finden wir hier Camphen und alpha-Pinen
  • Ester (zwischen ca. 30 – 45 %): in erster Linie Bornylacetat
  • Monoterpenole
  • Sesquiterpenole
  • Diterpenole

Das ätherische Öl wirkt besonders gut bei Bronchitis. Sie sollten es dennoch mit Vorsicht einsetzen: im warmen Badewasser kann es zu Hautreizungen kommen, wenn Sie zu viel davon verwenden! Außerdem sollten Sie darauf achten, dass das ätherische Öl nicht zu alt ist: sicherheitshalber verwende ich meine Nadelholzöle – genauso wie die Zitrusöle – nach etwa 1 1/2 Jahren nicht mehr in Mischungen, die auf die Haut aufgetragen werden…
Man muss diese Öle nicht unbedingt sofort wegwerfen. Eine Verwendungsmöglichkeit wäre z.B., sie für einen „Pflegebalsam“ für Naturholzmöbel einzusetzen.
So ein „Holzpflege-Balsam“ ist eine hervorragende Möglichkeit, auch fette Pflanzenöle, bei denen man sich nicht mehr ganz sicher ist, ob sie noch in Ordnung sind, zu verarbeiten.

Im Herbst vor zwei Jahren wollten meine Aromatologie-Kursteilnehmerinnen wissen, wie Fichtennadeln am besten zu destillieren sind, also pilgerten wir in das nahe Wäldchen und sammelten unser Material zum Verarbeiten in einem Holzschlag. Wie bei allen Nadelgehölzen ist es auch bei der Fichte besser, wenn die Zweiglein oder die Nadeln nicht ganz frisch vom Baum genommen werden, sondern wenn der Baum (oder der Zweig) schon ein paar Tage zuvor geschnitten wurde. Am besten ist die Ausbeute allerdings, wenn gegen das Frühjahr hin bereits wieder Saft in den Bäumen steigt und die ersten zaghaften hellgrünen neuen Nadeln aus den Zweigspitzen zu lugen beginnen.

Man schneidet vor dem Destillieren die Nadeln durch oder mörsert sie, Fichtennadeln sind ja ziemlich steif und mit einer Art Wachsschichte überzogen. Dadurch kann das ätherische Öl nicht so leicht entweichen und bei der Wasserdampfdestillation kommt letztlich nicht viel heraus.

Meine Kursteilnehmerinnen sammelten also fleißig und beschäftigten sich dann ein Weilchen mit dem Zerschnippeln der Fichtennadeln. Bald schon durchzog den Seminarraum der schönste Waldesduft, als die ersten Tropfen des Hydrolats, gemischt mit ätherischem Öl, das Kühlrohr der Destille verließen. Unsere Ausbeute beschränkte sich auf ganz wenige Öltropfen und viel Hydrolat.  Dieses Hydrolat wurde dann im Kurs zur Herstellung eines Bade- und Duschgels verwendet.

Was macht man mit dem Fichtenharz? Hier die Rezeptur für einen Fichtenharzbalsam, der nicht nur bei rheumatischen Beschwerden oder Gliederschmerzen eingesetzt werden kann, sondern auch bei kleinen Wunden (z.B. bei einem aufgeschürften Knie) helfen kann:

Ca. 10 – 20 g Fichtenharz werden in ca. 100 ml Olivenöl oder Sonnenblumenöl sanft erwärmt, bis es geschmolzen ist. Danach siebe ich es durch ein Mulltuch (gut eignet sich dafür ein Teefilter aus Stoff). 5 g Bienenwachs werden im Wasserbad aufgeschmolzen und mit dem harzigen Öl bei ca. 60° C vermischt, gut durchrühren. Je nach Einsatzbereich können Sie nun noch z.B.
6 Tropfen Thymian linalool und 5 Tropfen Grapefruit
hineinmischen. Der Balsam wirkt durchblutungsfördernd und entzündungshemmend, duftet wunderbar nach Wald und hält sich außerdem mindestens 1/2 Jahr.

 

Fichten können also viel: sie schenken uns freies Atmen, können mit ihrem Hydrolat zur Körperpflege beitragen und mit ihrem Harz schenken sie uns Heilkraft (und zum Drüberstreuen schmücken sie mit ihrem Grün unser Heim…) – und das schon seit urdenklichen Zeiten.

Die Fichte ist bei uns bereits sehr lange heimisch, vor allem in höheren Lagen (sie wächst oftmals noch auf über 2000 m, ebenso wie die Zirbelkiefer). Sie ist ein einhäusiger immergrüner Baum. Der Stammdurchmesser kann bis zu zwei Metern betragen, hat die Fichte gute Wachstumsbedingungen, wird sie gut 60-70 m hoch! Obwohl sie Wind und Wetter trotzen muss, gehört sie dennoch zu den Flachwurzlern. Fichten haben sehr spitzige Nadeln. Interessant ist, dass diese Nadeln oft bis zu 5 oder 6 Jahren alt werden, bevor sie abfallen.
Fichtenzapfen stehen in ihrer Jugend aufrecht, wenn sie reif sind, hängen sie herab. Die Reifung erfolgt innerhalb von einem Jahr. Die Zapfen werden bis zu 15 cm lang.
Die Inhaltsstoffe des Holzes sind vor allem Terpentin (Harz), Gerbstoffe, ätherische Öle, Ameisensäure und Zucker.

Paracelsus erwähnt bereits die koagulierende Wirkung (= blutgerinnende Wirkung) des Fichtenharzes. Bei Matthiolus (im „Kreuterbuch“ aus dem Jahr 1563) wird eine Abkochung der Fichtenzapfen als Warzenmittel empfohlen. Hieronymus Bock schreibt in seinem „Kreutterbuch“ (1565 erschienen), dass das Terpentin gegen Schwindsucht eingesetzt werden könne. Nur bei Leonhart Fuchs bin ich nicht fündig geworden…

In der heutigen Medizin wird eine Abkochung der jungen Fichtenwipfel als Blutreinigungsmittel angesehen, ebenso wie als Hilfe bei Husten, Katarrhen und Lungenproblemen, aber auch bei Rheumatismus und Hautleiden.
Fichtennadelbäder werden gerne bei Erkältungen empfohlen und zur besseren Durchblutung der Haut eingesetzt. (Lehrbuch der Biologischen Heilmittel, 1938, Dr. Gerhard Madaus)

Fichten finden sich auch immer wieder in Sagen, Geschichten und im Volksglauben wieder:
Angeblich kann man Gicht auf eine Fichte übertragen.
Fichtenzweige und Zapfen sollen auch unverwundbar machen.
Ein Fichtenholzbett oder zumindest ein Fichtenholzscheit im Bett dient zugleich für guten Schlaf wie auch als Blitzschutz.
Und gegen das Verhexen von Mensch und Vieh hilft ein aufgehängter Almbuschen, in dem vor allem auch Fichtenzweige eingearbeitet sein müssen.

Betrachten wir die Fichte nach der Signaturenlehre, so ist sie ein Lichtbaum, und wird der Sonne zugeordnet. Gleichermaßen aber, als Nadelbaum, gehört sie auch zum Saturn – dem „Alter“. Und wenn ich sie nach den Elementen einteilen möchte, so gehört sie für mich sowohl zum Feuer-Element (ihrer Form wegen) einerseits, aber auch zum Luft-Element andererseits: die Luft unterstützt das Feuer, denn ohne den Sauerstoff der Luft könnte es nicht brennen… Im chinesischen Elementekreis würde ich die Fichte einerseits dem Element Holz-Wind und andererseits dem Element Feuer zusprechen: sie ist eindeutig im Yang-Bereich angesiedelt.

Übrigens: Viele Informationen zur Verwendung von Fichtenwipferln finden Sie auch im Buch von Siegrid Hirsch und Felix Grünberger: „Die Kräuter in meinem Garten“, erschienen im Freya-Verlag.

 

 

 

 

Salat aus dem Garten im Winter?

Ja! Denn auch, wenn der Schnee noch auf den Beeten liegt: schaufeln wir ihn ein wenig zur Seite, dann finden wir oftmals darunter saftiges Grün:
Zum Beispiel die Vogelmiere (Stellaria media) – von vielen als ungewolltes und lästiges Unkraut betrachtet, lugt unter dem Schnee frech hervor. Was ist das nur für eine unverwüstliche Pflanze, die uns da sogar im Winter mit ihrem grünen Kleid begrüßt?

Die Vogelmiere gehört zu den Nelkengewächsen (Caryophyllaceae). Sie wächst zart und unscheinbar mit langen Ranken dahin und zum Leben genügt ihr sogar das spärliche Sonnenlicht des Winters. Dort, wo wir auch ein wenig Wärmeabstrahlung (z.B. vom Hochbeet, vom Kompost, im Gewächshaus oder am Holzzaun) vorfinden, dort gedeiht sie kraftvoll.

Wir finden die Vogelmiere weit verbreitet – sie wächst fast überall auf leicht feuchten bzw. fetten Böden, gerne dort, wo es viel Stickstoff im Boden gibt. Ihre Stängel werden bis zu 40 cm lang und bilden oftmals richtige Nester oder fast schon Teppiche. Diese langen Stängel sind rund und einreihig behaart (ihr charakteristisches Erkennungsmerkmal). Die Haarlinie ist der Pflanze bei der Wasserversorgung behilflich: die Tautropfen laufen an ihr entlang und versorgen so die Blattpaare.

Die Blüten der Vogelmiere sind klein, weiß und mit fünf Kelchblättern und fünf Kronblättern ausgestattet. Die Früchte der Vogelmiere sind kleine Kapseln, die leicht abwärts gekrümmt am Fruchtstiel hängen.
Die Vogelmiere begleitet uns bereits seit der Steinzeit als Wildkraut. Sie wird auch „Hühnerdarm“ oder „Sternenkraut“ oder in der Schweiz z.B. auch „Vögelichrut“ genannt.

Bei Leonhart Fuchs (in seinem Kräuterbuch aus dem Jahr 1543) findet man zu den Namen der Vogelmiere beispielsweiseHünerdärm nent man auch Vogelkraut / Genßkraut / unn Hünerbiß. In Griechischer unnd Lateinischer spraach würt diß kraut geheyssen Alsine. Zu unsern zeiten nent mans Morsum galline. Dise namen aber alle hat es überkommen derhalben / das sölches die hüner und vögel gern essen / und das jhnen seer dienstlich ist so sie kranck seind.“ 

Der Geschmack der Vogelmiere ist recht mild und würzig. Man kann sie einerseits zum Salat (Erdäpfelsalat wird durch die Blättchen wunderbar verfeinert!) oder zum Gemüse als grüne Beigabe verwenden. Kochen mag sie nicht so gerne! Auch auf einem Butterbrot oder im Frischkäse schmeckt Vogelmiere fein!

Sie enthält viel pflanzliches Eiweiß, Kalium Vitamin C, Vitamin A, aber auch Phosphor, Magnesium, Kieselsäure, Gerbstoffe, Karotin und ätherische Öle. Außerdem finden wir in der Vogelmiere Saponine und Glykoside. Die Saponine wirken schleimlösend, verdauungsfördernd und harntreibend. Und das Glykosid Aucubin, das wir in der rohen Pflanze finden, stärkt unser Immunsystem und wirkt einem vorzeitigen Altern entgegen (und ehrlich: wer möchte nicht so ein Kräutlein wundersam?). Ihre schmerzlindernde Wirkung bei juckenden Ausschlägen ist schon seit langem bekannt – dazu bereitet man aus dem Kraut einen Tee, der dann als Badezusatz verwendet werden kann. Hilft auch bei rheumatischen Beschwerden oder Gicht.

Dazu – ebenfalls aus dem Kräuterbuch von Leonhart Fuchs – über „Die krafft und würckung.“

Dise kreüter külen seer / derhalben seind sie gut zu enzündung der augen / und zu allerley grosser hitz / dann sie leschen dieselbigen / so manß vorhin zerknütscht / oder aber jhren safft überlegt unnd anstreicht. Sie dienen auch seer wol zu allen hitzigen wunden / mit gersten meel vermengt. Das Kleinvogelkraut ist nützlich denen so das fieber haben / so es in wasser gesotten würt / unnd getruncken / derhalben es auch von ettlichen würt fieberkraut genent.

Nach der Signaturenlehre gehört die Vogelmiere zu den Mond-Pflanzen: bei Mond-Signaturen handelt sich um samenreiche Pflanzen, die oftmals auch etwas schleimig sind, und vor allem auch solche, die weiße Blüten besitzen. Mond-Pflanzen fördern die Regeneration und sind allgemein auch als kühlend bekannt, auch als entzündungswidrig.
Für mich gehört die Vogelmiere – bedingt durch ihre Wuchsform – zum Element Erde.

Also: hinaus mit uns in den Garten und Vogelmiere suchen! Aufs Butterbrot streuen und auf ganz einfache und schmackhafte Weise das Immunsystem stärken! Guten Appetit und gute Gesundheit das ganze Jahr hindurch!

Aromatologie – was ist das??

Aromatologie ist genaugenommen die Lehre der Aromastoffe. Sie beinhaltet vor allem

  • alles, was man zu ätherischen Ölen wissen sollte (Wirkung, Indikationen, Kontraindikationen, Inhaltsstoffe)
  • Informationen zu Pflanzenölen als Trägersubstanzen für ätherische Öle
  • Hydrolate und ihre Anwendungsmöglichkeiten
  • Botanik, Signaturen
  • Biochemie der ätherischen Öle und Pflanzenöle, aber auch Pflanzeninhaltsstoffe allgemein
  • und was man mit diesem Wissen genaugenommen machen kann.

 

Besucht man eine Ausbildung zum/zur ärztlich geprüften Aromatologen/in, so lernt man viel zu den oben angeführten Themen, ergänzt durch

  • Anatomie und Physiologie (dieses Wissen ermöglicht ein besseres Verständnis für die Wege der ätherischen Öle in den Körper und die Auswirkungen auf den Körper und die Psyche)
  • Ätherische Öle und Psyche (Wie beeinflussen Düfte unsere Psyche, können sie Ängste lindern? Helfen sie bei Demenz? Wie wirken sie bei Stress und psychosomatischen Erkrankungen?)
  • Ätherische Öle in der Schwangerschaft, bei der Geburt und in der Säuglings- und Kinderpflege
  • Und wie ist das mit Düften in der Alten- und Palliativpflege?
  • Natürlich gehören auch vielfältige Anwendungsmöglichkeiten in der Praxis dazu: Aromastreichungen, rhythmische Aromamassage nach Martin Henglein, Aromawickel, Aromabäder, Raumbeduftung etc.
  • Naturkosmetik mit ätherischen Ölen und nativen Pflanzenölen darf dabei natürlich auch nicht fehlen…
  • Besonderer Augenmerk wird auch auf die Möglichkeiten der Aromapflege für Gesunde und Kranke gelegt
  • und – last but not least – natürlich ist auch Management und Recht ein wichtiger Bestandteil, will man eine eigene Aromapraxis eröffnen oder in Pflegeeinrichtungen Aromapflege ausführen.

Ohne Lernen zu Hause geht leider gar nichts: zum besseren Verständnis gibt es natürlich Studienbriefe zu jedem Modul. Selbststudium kann aber die Anwesenheit im Kurs nicht ersetzen!

Wollen Sie mehr wissen? Dann schauen Sie doch einmal auf unserer Seite mit dem Ausbildungsprogramm vorbei!

Pflanzeninhaltsstoffe – allgemein betrachtet

In einer Pflanze finden sich verschiedene primäre und sekundäre Inhaltsstoffe, die auch die Wirkung dieser Pflanze auf unseren Körper bestimmen. Nicht immer sind alle Inhaltsstoffe gut verträglich, das bedeutet, daß so manches Pflänzchen für uns giftig ist, obwohl es z.B. für Tiere als Nahrung dienen kann.

Einige dieser pflanzlichen Substanzen sind wasserlöslich (hydrophil) und können sich in unseren Hydrolaten wiederfinden. Dazu müssen sie aber „flüchtig“ sein, das heißt, ihr Molekulargewicht muß niedriger sein, als das bereits angegebene von 250 g/mol.  Einige sind fettlöslich (lipophil) und wir finden sie dann beispielsweise konzentriert im ätherischen Öl der entsprechenden Pflanze.

Ein Teil dieser ätherischen Öle verbleibt in emulgierter Form im Hydrolat, es ist nicht ganz davon trennbar (in Fachkreisen wird das „water oil“ genannt).
Weder Mikrolebewesen noch Keime überleben den Destillationsvorgang. Durch diesen Transformationsvorgang (vom Wasser zum Gas und wieder zum Wasser) ist auch eine recht gute Haltbarkeit des Hydrolats grundsätzlich gegeben.

Wie man überhaupt dazu kommt, herauszufinden, welche Inhaltsstoffe im Hydrolat enthalten sind? Das ist ein ziemlich aufwendiges Verfahren: die fettlöslichen Inhaltsstoffe werden mit Hexan oder einem gleichwertigen Lösungsmittel herausgelöst und dann – ohne den wäßrigen Anteil – untersucht (das geschieht mittels Gaschromatographie).

Die wichtigsten primären Pflanzen-Inhaltsstoffe sind:
  • Kohlenhydrate,
  • Fette, Öle und Wachse
  • Proteine (Aminosäuren, Peptide, Eiweiße)
Die wichtigsten sekundären Pflanzen-Inhaltsstoffe sind:
 Alkaloide

Stickstoffhaltige Pflanzeninhaltsstoffe, die meist basisch (= alkalisch) reagieren. Diese Stoffe gehen aus den Aminosäuren der Pflanze hervor und tragen oft den Namen der Pflanzen, in denen sie als Haupt-Alkaloid vorkommen. Sie dienen der Pflanze als Schutz, vor allem vor Bakterien, Viren oder Pilzen. Die in der Pflanze vorkommende Menge hängt vor allem von Temperatur und Luftfeuchtigkeit/Bodenfeuchtigkeit ab. Sie wirken meist schädlich auf den Menschen (je nach Dosierung), ihre Wirkung ist fast immer stark giftig, wie z.B. das Aconit im Eisenhut. Trotzdem werden sie als wichtige Arzneistoffe geschätzt. Zu den Alkaloiden gehört aber z.B. auch Koffein, das wir im Kaffee wiederfinden.

Ätherische Öle

sind flüchtige Aromastoffe. Sie machen Duft und/oder Geschmack einer Pflanze aus und setzen sich aus verschiedenen chemischen Bestandteilen zusammen, z.B. aus Monoterpenen, Sesquiterpenen (und Azulenen), Alkoholen (Mono- und Sesquiterpen-Alkoholen), Ketonen, Phenolen, Aldehyden, Cumarinen, Estern, Oxiden u.a.
Für die Pflanze stellen sie meist Schutz gegen Fraß, unliebsame Besucher oder Krankheiten dar. Ätherische Öle sind fettlöslich (lipophil) und beinhalten Terpene und Phenylpropane.
In unseren Hydrolaten finden sich immer mehr oder weniger Spuren davon (je nachdem, wie gut die Trennung von ätherischem Öl und Hydrolat durchgeführt wurde).

Bitterstoffe

 

sind terpenartige Verbindungen, die an Zucker gebunden sind. Sie können beim Verzehr die Sekretion von Speichel, Magensaft und den Gallensaft anregen (über den Nervus vagus), sie wirken verdauungsfördernd, appetitanregend, helfen gegen Völlegefühl und Blähungen und fördern den Gallefluß. Wir finden Bitterstoffe vor allem in den Enziangewächsen, den Korbblütlern, in den Lippenblütlern und den Doldenblütlern. In den Hydrolaten kommen sie praktisch nicht vor, da sie weniger flüchtig sind, als z.B. die ätherischen Öle und nicht vom Wasserdampf mitgerissen werden

Flavonoide

Farbpigmente der Pflanzen. Die Flavonoide teilen sich in drei Gruppen: Flavonole, Flavonone und Flavone. Durch ihre chemischen Strukturen haben Flavonoide auf verschiedene Organe Auswirkungen. Sie stärken das Immunsystem, hemmen gegebenenfalls allergische Reaktionen und sorgen für Entspannung der Herzmuskulatur. Einige können außerdem die Verdauung verbessern. Flavonoide wirken antioxidativ (als Zellschutz), sie sind blutreinigend und antibakteriell.

Gerbstoffe

gehören zu den Sacchariden und dienen der Pflanze zum Schutz vor Viren oder Schimmelpilzen. Ihre Wirkung ist zusammenziehend und austrocknend, was sie auch wichtig für die Wundbehandlung macht (blutflußhemmend). Grundsätzlich haben wir es mit Zellgiften zu tun, die z.B. auch zum Gerben von Leder benutzt werden. Durch ihre zusammenziehende Wirkung verhindern sie aber auch das Eindringen von Bakterien, Pilzen und Chemikalien in die obersten Hautschichten, wirken entzündungshemmend, antibiotisch, wundheilend und lokalanästhetisch auf die Mund- und Rachenschleimhaut.
Außerdem wirken sie auf die Sekretion der Schweißdrüsen hemmend ein.
Gerbstoffe lassen sich nur in einigen Hydrolaten nachweisen, z.B. im Hamamelis-Hydrolat

Glykoside

das sind vor allem

  • Herzglykoside: Pflanzen mit diesen herzwirksamen Inhaltsstoffen wurden früher vor allem auch für die Wundheilung in der Volksmedizin eingesetzt.
  • Iridoidglykoside: haben wundheilende Eigenschaften und wirken auch zum Teil gegen Bakterien.
  • Saponine: wirken verflüssigend, antiviral und antibiotisch.
Harze

gehören zu den aromatischen Stoffen, sie dienen dem Baum als Wundverschluß und Schutz vor Infektionen. Es sind harte, beim Erwärmen weich werdende und schmelzende Produkte, die in Wasser unlöslich sind. Sie sind desinfizierend und entzündungshemmend.

Lignane

kommen vor allem in Getreidearten (Süßgräsern) vor und wirken vor allem auf den menschlichen Darm ein.

Scharfstoffe

Dabei handelt es sich um unterschiedlich zusammengesetzte organische Verbindungen mit scharfem Geschmack. Sie üben auf die menschliche Haut Reize aus (Wärmegefühl, Schmerz), steigern die Speichel- und Magensaftproduktion  und sind innerlich angewendet Hilfe bei Blähungen und Magenbeschwerden, äußerlich dienen sie zur Linderung von Muskelschmerz und rheumatischen Beschwerden. Scharfstoffe sind wasserlöslich und können teilweise in den Hydrolaten vorhanden sein.

Schleimstoffe

wirken auf die Haut und die Schleimhaut wie eine Schutzhülle, die ein Eindringen von Bakterien oder Chemikalien verhindern kann. In Kombination mit Wasser bilden sie zähe Lösungen und sind reizmildernd, mild abführend Regen die Immunabwehr des Körpers an.

Schleimstoffe sind relativ schwer und wir finden sie demnach kaum bis gar nicht in unseren Hydrolaten.

Vitamine

Im Hydrolat könnten wir lediglich wasserlösliche Vitamine, so sie im Pflanzenmaterial vorhanden sind, finden. Zu den wasserlöslichen Vitaminen in Pflanzen gehören unter anderen: Vitamin B1 (Thiamin), B6 (Pantothensäure), B8 (Pyridoxin) und Vitamin C (Ascorbinsäure). Diese Vitamine sind ebenfalls „sauer“, das heißt, der pH-Wert ist im Säure-Bereich. Allerdings werden Vitamine meist durch die Erhitzung zerstört.

(Ausschnitt aus meinem Buch „Hydrolate – Sanfte Heilkräfte aus Pflanzenwasser“, erschienen im Freya-Verlag, Linz)